“Man projiziert oft Unterbewusstes auf seine Arbeit”

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“Man projiziert oft Unterbewusstes auf seine Arbeit”

Im Rahmen der departure Fashion Night 2017 präsentieren die Wiener Designerinnen Julia Skergeth und Astrid Deigner ihre aktuellen Kollektionen am Take Festival for Independent Fashion and Arts. Im Interview erzählen sie von individuellen Zugängen und den Besonderheiten ihrer aktuellen Designs.

 

ASTRID DEIGNER

© Irina Gavrich

Sie stellen im Rahmen der departure Fashion Night Ihre erste eigene Capsule Collection vor. Wie fühlen Sie sich so kurz vor der Präsentation?

Astrid Deigner: Ich fühle mich müde, aufgeregt, gespannt aber gut.

Der “Smiley-Pullover” wurde zu Ihrem Aushängeschild. Was hat Sie dazu inspiriert?

Der erste Sweater war ein Geburtstagsgeschenk für einen engen Freund, das heißt, er war meine Inspiration.

Mit Ihrer Kollektion “Face off” führen Sie die Idee des Smiley-Pullover weiter. Was reizt Sie nach wie vor an Gesichtern?

Meine Kollektion ist eine Weiterführung  der Idee “Gesichter” oder eher ein Abstrahieren dessen. Ich arbeite gerne mit grafischen Elementen. Ich vereinfache Gesichter, zerlege sie in ihre Einzelteile. Außerdem wollte ich etwas machen, das Bezug auf meine Arbeit nimmt, die man bereits kennt.

© Irina Gavrich

“Face off” heißt so viel wie “konfrontieren”. Können Sie erzählen, wie es zu dieser Namensgebung kam? Ist Konfrontation das vorrangige Ziel Ihrer Kollektion oder nehmen Sie damit Bezug auf den “Smiley – Pullover”?

Der Titel meiner Kollektion deutet auf die Projektion eines Gesichts auf Kleidung hin. Für mich bedeutet er: “Weg vom menschlichen Gesicht”. Das Gesicht wird in seine grafischen Elemente zerlegt und erst durch den Einsatz unterschiedlicher Details wieder erkennbar gemacht. Ich achte dabei aber immer, dass das auf eine subtile Art und Weise geschieht.

Sie experimentieren in Ihrer Kollektion mit Gegensatzpaaren wie Transparenz und Undurchsichtigkeit sowie mit verschiedenen geometrischen Formen. Was verbirgt sich hinter dieser Herangehensweise? Kann man sie als Metapher verstehen?

Gegensätze interessieren mich generell, ob in meiner Arbeit oder beim Menschen. Das liegt eventuell daran, dass mein Sternzeichen Zwilling ist. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich selbst sehr gegensätzliche Eigenschaften besitze. Man projiziert ja oft Unterbewusstes auf seine Arbeit.

 

JS by JULIA SKERGETH 

© Kinez

Sie haben bislang drei Schuhkollektionen vorgestellt und lassen sich dabei weder von saisonalen Vorstellungen noch von Geschlechterkategorien einschränken. Wie kam es zu diesem universellen Ansatz?

Julia Skergeth: Die letzten drei Jahre habe ich in Indonesien gelebt, wo es nur zwei Saisonen gibt. Diese Zeit hat mich sehr beeinflusst, vor allem da es dort viele modebewusste Männer gibt, jedoch kaum einen Markt. Durch meinen Online-Shop habe ich von Anfang an weltweit verkauft. Unisex und nicht-saisonale Designs eröffneten mir den Vorteil eine größere Reichweite erlangen zu können.

Ihre Kollektion ist von Ihren Reisen nach New York, London und Indonesien inspiriert. Was hat Sie an den Schuhen im jeweiligen Land fasziniert?

New York verkörpert die Nachfrage nach Luxus in der Modewelt, London ist edgy und androgyn. In Indonesien hat mich vor allem das Klima und die Menschen, die dort leben, inspiriert.

Ihre Kollektionen sind minimalistisch und zeichnen sich durch Individualität aus. Wenn Sie den für Sie perfekten Schuh designen könnten, wie würde dieser aussehen?

So wie der Black Magic Chunky. Es war mein erstes Modell, das immer wieder neu überarbeitet wird. Es ist einfach ein zeitloses Modell und entspricht für mich einem perfekten Schuh.

© Kinez

Wenn Sie Ihr Label JS in drei Worten beschreiben müssten?

Unisex, minimalistisch, chic.

Welchem aktuellen Schuhtrend können Sie gar nichts abgewinnen und warum?

Turnschuhen kann ich absolut nichts abgewinnen. Ich finde diesen Trend nur bequem sonst nichts. Deshalb habe ich mir bis jetzt noch kein Paar Nike oder New Balance gekauft.

In wessen Schuhen würden Sie gerne für einen Tag stecken?

Das ist schwer zu sagen, da gäbe es tatsächlich einige.

 

 

Cornelia Knabl
cornelia.knabl@hotmail.com

journalism. culture. arts.