Fallschirm-Couture und Bulgariens Designszene

Georgi_Florov_1.5 km

Fallschirm-Couture und Bulgariens Designszene

Sabine Otts Fallschirmkleid wird im Projekt “3min” zur Raumlunge.  “1,5 km…” zeigt konzeptuelle Designermode und Modefilm – das Arbeitsmaterial besteht nur aus 1,5 km Gummiband in Schwarz und Weiß.

 

3min

In diesem Projekt von Sabine Ott geht es um ein Fallschirmkleid, darunter ein Ventilator, der sich im  im 3-Minutentakt ein-und ausschaltet. Eine Raumlunge in Form einer Grande Robe bläst sich auf und gibt die Luft wieder ab.

In deinem Projekt arbeitest du mit Raum und Zeit, was genau passiert da?

Raum + Zeit = Bewegung. Das erklärt auch, warum Bewegung und Zeit Raum verschlingen, das wird anschaulich wenn wir an den Straßenverkehr denken. Meine Extensivmaschine macht das sichtbar, aber auf reversible Art.

Was hat dich zu diesem Projekt inspiriert und wo holst du dir sonst deine Inspiration?

Gefundenes. Auch Vorgefundenes. Wiederverwendetes. Der Fallschirm war ein Geschenk. Zuletzt Bühnenbild/Kleid der Sopranistin Annette Fischer in meiner Show „Ott Couture“. Übrigens gibt es eine neue Show am 17.05. in der Fluc Wanne am Praterstern: “Ott Couture. Das Licht und die Motten.”

Wenn du mal den Kopf freibekommen willst von der Kunst, wo gehst du hin?

Während repetetiver Tätigkeiten regeneriere ich. Wenn das nicht hilft, fange ich an zu kochen.

Bist du selbst schon mal mit einem Fallschirm gesprungen?

Trotz meiner Höhenangst steht Fallschirmspringen auf meiner To-Do-Liste.

Fallschirm

© Sabine Ott
1,5 km of…

IVAN ASEN 22, eine Designerplattform aus Sofia, Bulgarien, kreieren modische Hingucker. Neli Mitewa, Modedesignerin und Kuratorin, erzählt, was es mit dem Projekt “1,5 km of…” auf sich hat.

© Georgi Florov

Seht ihr euch als Künstlerinnen oder als Designerinnen, Modemacher oder Kunstschaffende?

Ich sehe mich als Designerin, die konzeptuell und interdisziplinär arbeitet. Bei unseren konzeptuellen Mode-Ausstellungen wird Mode in den Kontext zeitgenössischer Kunst gerückt, sie wird von den Prämissen kommerzieller Mode wie Markttauglichkeit, Tragbarkeit, Komfort, Funktionalität befreit und erreicht eine absolut unabhängige Ebene, die einzig mit der Aussage, die sie vermittelt, und der Interpretation durch den Betrachter, verbunden ist.
Mode hat heute das Potential, Grenzen zwischen den einzelnen Design- und Kunstdisziplinen zu durchbrechen – das ist es, was mich an ihr interessiert.

Eure Arbeiten sind wahnsinnig detailliert und aufwendig. Wieviel Zeit steckt in einem eurer Konzepte? Und wie viel Meter Gummibänder habt ihr verarbeitet? 1,5 Kilometer?

Die gesamte Vorbereitung mit kuratorischem Konzept, Entwicklung der Modelle, Konzeption des Fashion Films und der Rauminstallation, Dreh des Films, Komponieren der Musik zum Film, Cut und Arrangieren in den Räumen des Museums für zeitgenössische Kunst in Sofia hat ca. 6 Monate in Anspruch genommen. Die Modedesigner haben die komplette Stofflichkeit/Struktur/Textur ihrer Modelle aus dem Rohmaterial Gummiband erschaffen, was bei einigen richtig aufwändig ist.
Und ja, der Titel hat direkt mit dem verarbeiteten Ausgangsmaterial zu tun: wir sind von 1,5 km Gummibändern ausgegangen, die Teil einer ursprünglichen Rauminstallation gewesen sind. Ich denke, bei der Arbeit an den Modellen sind bei einigen Designern etliche Meter oder Kilometer dazu gekommen.

Ihr seid ja ein Team bestehend aus mehreren Personen, wie sieht bei euch die Arbeitsteilung aus?

IVAN ASEN 22 ist eine konzeptuelle Designerplattform, das einzige Netzwerk für junge Modedesigner in Bulgarien. Wir arbeiten mit ca. 20 der progressivsten, aktivsten und kreativsten jungen Modedesignern Bulgariens zusammen. Wir haben ein enges Netzwerk, zu dem verschiedene Künstler gehören, u. a. Performer aus dem Bereich des zeitgenössischen Tanzes, Bühnenbildner, Fotografen, Musiker. Bei unseren beiden großen interdisziplinären Projekten “XXSOFIA” und “1,5 km of…” haben wir die Fotografin und Kamerafrau Boryana Pandova und den Set-Designer Momchil Tasev (“Pistolet Design Studio”) kennengelernt, die seitdem fest zu unserem Team bei unseren konzeptuellen Projekten gehören. Auch wenn jeder seinen Part hat, kommt es bei einer solchen interdisziplinären Arbeit zu einer Co-Autorenschaft, die meiner Meinung nach heute unabdingbar ist, um spannende kreative Inhalte zu erschaffen.

Sofia ist eine junge pulsierende Stadt, wie kommen eure Werke dort an?

Wir haben einen treuen Kreis aus Gleichgesinnten – Kollegen und Kunden, die begeistert unsere Arbeit verfolgen und uns motivieren, trotz der Schwierigkeiten, wie mangelnde Finanzierung für nicht-kommerzielle Projekte, weiterzumachen und unsere Arbeit auch international zu präsentieren. Unser Ziel ist es, Sofias Designerszene als solche sichtbar und erkennbar zu machen. Jetzt auf dem TAKE-Festival!

Fallschirm

© Gerginov Tsvetanova

Fallschirm

© Pashova Dimitriva Raycheva

Fallschirm

© Stinislava Dimitriva Antoniya

Fallschirm

© Stanislava Dimitriva Antoniya

Fallschirm

© Sylvia Tsvetanova

Songül Sevinc
s.sevinc@gmx.at

fashion design, art, lifestyle