
01 Mar A talk with Marlene and Camille
Marlene Agreiter und Camille Boyer sind die beiden Gründerinnen der “Austrian Fashion Association” (AFA), ein Förderverein für österreichisches Modedesign. Um jungen Kreativen aus der Mode und Kunst ein Gesicht zu geben, planen sie gerade das “Take Festival For Independent Fashion And Arts“. Im Interview sprechen Marlene und Camille darüber wer sie sind, wie sie über Mode denken und über blutige Finger.
Ihr beide habt die “Austrian Fashion Association” ins Leben gerufen. Wann ging’s los und was macht ihr?
Marlene: Gegründet haben wir uns 2013 und treten offiziell seit 2014 als “AFA” auf. Die “AFA ” sieht sich selbst als Förderverein für österreichisches Modedesign. Genau genommen sind wir Förderpartner der Stadt Wien und des Bundeskanzleramts. Von dort beziehen wir auch unsere Gelder. Wir wollen Modedesigner in all ihren Anliegen und Aufgaben unterstützen. Dazu gehören Bereiche wie Vermarktung, Imagebildung und Produktion. Wir sehen uns selbst so ein bisschen als “One Stop Shop” für Designer die gerade erst beginnen, aber auch für jene, die schon länger tätig sind. Wir bieten ein relativ umfangreiches Angebot an Serviceleistungen – einen Showroom, Produktions-Veranstaltungen, Beratung, Präsentationen, Shows – eben alles was dazu gehört.
Was hat euch dazu bewegt die Austrian Fashion Association zu gründen?
Marlene: Wir kommen beide aus der Modebranche. Camille hat in Paris Modedesign studiert und ich an der “Angewandten” in Wien. Ich habe aber schnell gemerkt, dass mich das Organisatorische mehr begeistert. Wir beide lernten uns später im Rahmen des Projektes, “Kooperationsbörse-MODE”, kennen. Da ging es vorrangig um das Thema Produktion. Wir hatten seit dem viele gemeinsame Projekte am Laufen, wollten aber beide kontinuierlich an etwas arbeiten. Es gab dann damals vom Bundeskanzleramt ein “Call For Concepts”, mit der Aufforderung, ein Förderkonzept für Mode einzureichen. Wir haben teilgenommen und voilà.
Das alles klingt nach viel Arbeit.
Marlene: Ja, es gibt wahnsinnig viel zu tun, aber wir arbeiten immer mit unglaublich tollen Leuten zusammen und Österreich ist voller Talente. Das macht Spaß.
Designt ihr selbst auch Mode?
Marlene: In der Vergangenheit ja, aber jetzt ist die AFA unser Job. Dennoch ist es für unsere Arbeit wichtig zu verstehen, wie Designer arbeiten.
Camille: Es ist auf jeden Fall von Vorteil, Erfahrung damit zu haben.
Habt ihr irgendwelche Lieblingsdesigner?
Marlene: Viele! Wir dürfen uns keine rauspicken, aber es gibt echt gute Leute hier mit hohem künstlerischem Anspruch.
Würdet ihr Mode als Kunst bezeichnen?
Marlene: Definitiv. Für uns ist Mode ein ganz zentrales Element der Alltags- und Gegenwartskultur. Das sieht man vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber das interessante ist, dass Mode wie Kunst unglaublich viele Facetten kennt. Wir sehen Mode primär nicht als Bekleidung. Mode ist ein System aus Haltungen und konzeptuellen Herangehensweisen und Denkarten. Mit dem “Take-Festival” möchten wir Mode und Kunst einen Rahmen geben. Die Überschneidungen zur Kunst sind hausgemacht. Am Ende des Tages sind es Kleidungsstücke, aber uns ist der künstlerische Prozess wichtig. In der Mode gibt es viele Einflüsse aus der Kunst und umgekehrt – deshalb das Festival.
Vermittelt eurer Meinung nach Mode, wie man sie auf Laufstegen und in Magazinen sieht, ein unreales Bild von Stil und Schönheit?
Marlene: Natürlich muss Mode nach außen glänzen, weil es ein Teil des Prozesses ist. Am Ende soll alles wunderschön aussehen, doch dass dahinter viele blutige Finger stecken, sieht niemand.
Was hat es mit den blutigen Fingern auf sich?
Marlene: Ich habe mir das gerade eher glamourös vorgestellt: Die schöne Couture-Show, mit Perlen bestückten Kleidern und irgendwer sitzt hinter den Kulissen und näht sie an. Mode ist nun mal ein Fertigungsjob.
Camille: Am Ende sieht der Konsument einfach nicht, wie viel Arbeit dahinter steckt.
Wien ist ja nicht unbedingt eine Mode-Metropole. Warum habt ihr euch dafür entschieden hier zu arbeiten?
Camille: Ich kam damals wegen der Liebe nach Wien und es war immer klar für mich, dass ich auch hier im Modebereich arbeite. Als ich vor fünfzehn Jahren hergekommen bin, gab es viel Spielraum und Potential für Projekte. Daraus entstand eine Leidenschaft.
Eine Leidenschaft zu Wien und zur Mode?
Camille: Natürlich! Aber es ist eher eine Leidenschaft dafür, mit all den Leuten zu arbeiten. Das hat weniger mit dem Ort zu tun.
Marlene: Ja. Ich finde das was viele der Designer in Wien machen einfach spannend. Das interessiert mich mehr als die großen Designer und Shows.
Zum Schluss: Könnt ihr Mode mit drei Worten beschreiben?
Camille: Das geht nicht (lacht).
Marlene: Ja, unmöglich. Da müssten wir den halben Tag nachdenken. Mode ist einfach zu komplex.
Nähere Informationen zur Austrian Fashion Association findet man HIER.
Foto: © Philipp Horak