Akademie der Künste: Fashion, Improvisation, Body

Parcours AK_Performance © Jana Patz

Akademie der Künste: Fashion, Improvisation, Body

Studierende der Akademie der Künste, die am Institut für Künstlerisches Lehramt studieren, werden bei diesem Parcours Projekt unterschiedlichste Themen in kurzen Aufführungen erarbeiten. Am 15.05. werden mit Performance-Künstlerin Krõõt Juurak “Garments- and Bodysculptures” untersucht und entwickelt. Am 18.05. zeigen Studierende ihre eigenen individuellen Performances, wobei Bezüge zum Körper, Gender, materieller Kultur und Bekleidung im Fokus stehen.

Im Interview erklärt Jana Patz, Senior Artist in der Akademie der Künste beim künstlerischen Lehramt und dem Institut für Moden und Styles, was eine Performance besonders gelungen macht, was Mode eigentlich kann und wie Improvisation Unerwartetes wachrüttelt.

 

Corinna: Das Parcours Projekt “Performance für Objekt, Mode und Situation” besteht aus unterschiedlichen Performances konzipiert von StudentInnen Deines Lehrgangs. Wie würde ein/e Studierende/r vorgehen, um eine ein-zweiminütige Performance auf die Beine zu stellen?

Jana: Die Lehrveranstaltung ist wie ein Experimental-Labor angelegt. Es sind Studierende, welche sich zum ersten mal im Feld der Performance ausprobieren. In den einzelnen Workshops werden die unterschiedlichen Aspekte und Begrifflichkeit — Performance, Mode, Objekt, Situation, Raum, Körper in Übungen selbst erprobt und erlebt. Die Studierenden nehmen die unterschiedlichen gestalterischen Mittel und Qualitäten wahr — wie die einzelnen Elemente in Beziehung zueinander stehen und sich wechselseitig beeinflussen. Jeder erarbeitet sich seine ganz persönliche Landkarte des Begriffes der Performance. Da wir noch mitten im Prozess / im Semester sind, werden die Performances  erste Versuche und Untersuchungen sein.

C: Wann ist eine Performance als gut zu bewerten? Was ist ein entscheidender Faktor?

J: Es gibt einen magischen Moment, wenn Künstler und Publikum auf gleicher Welle kommunizieren. Wenn alle Sinne stimuliert werden und das Publikum berührt ist. Eine Nähe entsteht durch das Material bzw. Thema und die Mittel (Raum, Improvisation, Interaktion, Sound etc.)

Parcours_AK_Performance © Jana Patz

Akademie der Künste: Performance © Jana Patz

C: “Fashion” wird oft als unwichtig und “oberflächlich” bezeichnet. Wie ordnest Du das Thema ein? Was kann Mode? Und was kann sie nicht?

J: Das ist ein komplexe Frage. Mode heißt, sich zu involvieren, sich zu positionieren. Mode geht für mich über ein textiles, am Körper tragbares Kleidungsstück hinaus. Mode können auch immaterielle Artefakte sein. Die Beziehung zum Körper und zur Identität sind dabei interessant.

In dem aktuellen Paradigmenwechsel in der Mode werden Körperbilder, Gender, gesellschaftliche Verantwortung, Werte, sozial-politische Umbrüche, Normen thematisiert und weiterentwickelt. Es ist eine aufregende und innovative Zeit momentan — eine große Herausforderung. Alles andere als oberflächlich.

C: Improvisation ist nicht nur im künstlerischen Bereich vorzufinden sondern wird auch immer mehr in Businessstudiengängen angeboten. Was hältst Du davon? Inwieweit kann Improvisation auch im Alltag nützlich sein?

J: Improvisation zeigt, dass man Lösungen in der Situation selbst und aus den vorhandenen Mitteln entwickeln kann. Man braucht Mut, Neugierde und eine Vorfreude auf das Unerwartete. Man muss seine pragmatischen und tradierten Denkstrukturen verlassen und neue Perspektiven einnehmen und braucht Offenheit gegenüber einer neuen Situation. So können völlig unerwartete und kreative Möglichkeitsmodelle entwickelt werden.

C: Ein heiß diskutiertes Thema momentan ist die Selbstdarstellung. Viele Influencer zeigen ihrem Publikum ein perfektes Leben und lassen ihre Herausforderungen außen vor. Welche Veränderung würdest Du dir in diesem Kontext wünschen?

J: Studierende sind sehr reflektiert, kritisch aber auch fasziniert. Die virtuelle Realität, die Fiktion, Illusion und im Kontrast dazu die analoge Erfahrungen sind schwer zu fassen. Es gibt eine große Distanz und Unkenntnis von natürlichen Körpern und der Diversität von Körpern. Wir sind umgeben von inszenierten, manipulierten Körpern, dem Produkt Körper.

Corinna Stabrawa
corinna.stabrawa@hotmail.com

I am a fashion-lover and traveler at heart. Exploring the world, promoting emerging talent and showing you products that I use to beautify myself is what I enjoy sharing.