
21 Apr Schattenseiten, Licht und finstere Täler
Mit ihren kreativ-künstlerischen Konzepten und unternehmerischen Potential haben Anelia Peschev und ROEE dem strengen Blick der Wirtschaftsagentur Wien standgehalten und es unter die fünf ausgewählten Designer der departure Fashion Night 2017 geschafft.
Anelia Peschev, die Quereinsteigerin mit bulgarischen Wurzeln, hat ihre Kollektionen bereits auf der Pariser Fashion Week und in New York gezeigt. Das Designerhandwerk erlernte sie bei Atil Kutoglu. In 2009 präsentierte Anelia erstmalig bei den Vienna Awards in einer Kunstinstallation ihre Kreationen aus Zeitungspapier und jetzt in 2017 ist die international erfolgreiche Designerin bei der departure Fashion Night dabei.
Details zu ihrer neuen Kollektion, die Bedeutung der Farbe dunkelblau sowie was die Besucher bei der departure Fashion Night zu erwartet, verrät Anelia Peschev in einem kurzen Interview.
Wie entstehen Deine Kollektionsideen? Woher nimmst du Deine Inspiration?
Anelia: Meine Kollektionen sind eine Mischung aus meiner persönlichen Entwicklung, meiner Inspiration in jenem Moment und internationaler Modetrends. Einige werden jetzt bestimmt denken, dass es oberflächlich ist Modetrends zu verfolgen, aber ich bin anderer Meinung. Diese Trends haben unter anderem mit der Umwelt, der wirtschaftlichen Situation und der Krisensituation der Menschheit zu tun und beeinflussen unsere Kleiderauswahl sehr.
Wofür steht die vorherrschende Farbe “dunkelblau” in deiner Herbst/Winter 2017/18 Kollektion?
Was diese Kollektion betrifft, so geht es um die Balance zwischen den Schattenseiten der Welt und dem einfallenden Licht. Ohne Dunkelheit gäbe es kein Licht. Das große Ganze, das dabei entsteht, ist mir besonders wichtig.
Ich habe dunkle Stoffe verwendet, aber auch darauf geachtet, dass jeder eine Besonderheit hat. So habe ich zum Beispiel Samt hergenommen und silberne Blumen hinein sticken lassen – die Blumen stechen somit aus der Dunkelheit heraus und reflektieren das Licht. Alle Stoffe werden speziell für mich angefertigt und sogar mit meinem Logo versehen.
Kannst Du uns verraten, was uns bei der departure fashion night erwarten wird?
Ich mag klassische Runway Shows. Ich finde Fashion Shows einfach schön. Sehr wichtig ist mir dabei die Musik, welche von Georg Buchegger kommen wird. Auch das Styling spielt bei meiner Show eine wichtige Rolle. Dieses übernimmt Sammy Zayed. Mein Team ist mir sehr wichtig. All das soll die Präsentation meiner Kreationen unterstützen und ich möchte dadurch besonders auf meine Schnitte sowie auch auf die Auswahl der Stoffe aufmerksam machen. Ich erhoffe mir, dass die Besucher erkennen wer ich bin und was mich persönlich ausmacht.
Was ist entscheidend, wenn man ModedesignerIn werden will, ohne jedoch ein fachspezifisches Studium absolviert zu haben?
Ich glaube das Entscheidende ist es an sich selbst zu glauben! Wenn man das Gefühl hat, dass es der richtige Weg ist, dann wird man es auch schaffen!
Was hat sich in den acht Jahren an Dir verändert?
Das Modedesign hat mir geholfen mehr und mehr zu mir selbst zu finden… meinen eigenen Ausdruck zu finden. Am Anfang war ich sehr unsicher, bin ich immer noch, aber ich habe sehr viel über mich gelernt und empfinde das als etwas Wunderschönes.
Wie stellst Du dir deine Zukunft vor? Wo soll sie hinführen?
Es soll so weiter gehen wie bis jetzt. Ich bin sehr gespannt wohin mich mein Ich führen wird.
Fotos:
Fotograf : Stefan Armbruster
Styling: Sammy Zayed
MuA: Melanie Marie Kania (Ballsaal Artist Management)
Model: Emilia Schwarz (Wiener Models)
Schuhe:Buffalo Boots
Das Label ROEE wurde in 2013 von Rene Pomberger und Michael Mairhofer gegründet. Hochwertige Materialien sowie raffinierte Schnitte spielen in ihren Kollektionen eine entscheidende Rolle. Unter anderem durften sie sich in 2016 über den Kastner & Öhler Fashion Award und eine Förderzusage von der Austrian Fashion Association für den Winter 17/18 freuen. Das i-Tüpfelchen des Ganzen kam mit der Teilnahme an der departure Fashion Night.
Im Interview erzählen Rene und Michael wofür das finstere Tal steht, welche Glücksmomente sie während ihrer noch jungen Karriere bereits erleben durften und wie ein utopisches ROEE aussehen würde.
© Vanessa Hartmann
Welche Geschichte erzählen die Kleidungsstücke in, der für die departure Fashion Night ausgewählten Kollektion?
Rene: Wir werden bei der Show die couture Nº7 – Das finstere Tal zeigen. Im Grunde geht es um das Aufbrechen von Traditionen und das Mut machen, dass neue Einflüsse keine Bedrohungen für Altbekanntes sind, sondern eine Bereicherung sein können.
Bei euren Kollektionen legt ihr großen Wert auf Qualität und du Rene, findest immer neue Verarbeitungstechniken zur Inspiration – welche hat es dir momentan angetan?
Rene: Momentan bin ich gerade bei der couture Nº8 und da wird es grob gesagt um Oberflächenveränderungen gehen. Genauer gesagt analoges 3D-Printing.
Was ändert eine saisonunabhängige Kollektion in Sachen PR und Marketing, lieber Michael? Worauf muss man als (Jung)-designer besonders achten?
Michael: Ich denke dass es in unserem Fall genau genommen keinen Unterschied macht. PR-technisch sowie auch von der Seite des Marketings gesehen, da wir ja trotzdem 2 Kollektionen im Jahr launchen. Nur eben 2 Jahreskollektionen, einmal Couture und einmal Streetwear.
Das war mein glücklichster Moment in meiner “ROEE”-Laufbahn?
Michael: Es hat sehr viele sehr gute Momente gegeben in unserer Laufbahn, die wichtigsten Momente waren der Gewinn des Kastner & Öhler Awards und auch ein kleiner Ritterschlag war die AFA Förderung. Jetzt freuen wir uns schon sehr auf die departure Fashion Night und die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren.
Rene: Anerkennung ist schön, aber das Schönste für mich ist eine Kollektion abzuschließen oder mit einer zu beginnen.
Wenn ich als angehende/r Kreative/r in Wien Kontakte knüpfen will, wo gehe ich hin, damit das klappt (oder damit ich wenigstens einen guten Cocktail bekomme?)
Michael: Wenn wir mit Freunden unterwegs sind und uns auf einen Afterwork- Drink treffen findet ihr uns meistens im 7. Bezirk ( Espresso, Donau etc. ) und im Sommer auch immer wieder gerne am Naschmarkt.
Rene: …und auf alle Fälle zum Take Festival.
Wie soll es mit ROEE weiter gehen? Was wäre das Utopia für euer Label?
Rene: Nicht mehr nachrechnen zu müssen…
Michael: Ein sehr großes Etappenziel haben wir erreicht. Wir können beide davon leben und brauchen uns nur mit Dingen auseinander zu setzten, die uns interessieren.
© Vanessa Hartmann