Arachnoid: Der Verfall des Materiellen

Arachnoid: Der Verfall des Materiellen

Bianca Anne Braunesberger ist Tänzerin, Kostümbildnerin und Choreografin. Am Take Festival verkörpert sie Arachnoid, das Spinnenwesen. Mystisch und fragil, düster wie die Seele des Menschen, die übrig bleibt, wenn das Materielle verfällt. 

 

Was genau zeigst du am Take Festival?

Das Projekt heißt “Arachnoid” und ist eine Tanzperformance, die auch Kostümbildnerei beinhaltet. Dabei wird das Kleid korsettartig an meinem Oberkörper anliegen und mich sozusagen einengen. Der Stoff fällt dann wie ein Schleier weit um mich zu Boden, so dass es aussieht, als würde ich aus dem Boden wachsen. “Arachnoid” bedeutet “Spinnenwesen” und so werden die Bewegungen recht feingliedrig sein.

Kannst du das noch ein bisschen genauer erklären?

Die Spinne als mysteriöses Wesen steht zwischen der Seelenwelt und dem materiellen Dasein. Ich spiele mit dem Kostüm, das eigentlich sehr frei, dynamisch und schön aussieht, aber es engt mich ein, es ist dieser Schein des Materiellen. Dann folgt die Befreiung des Ganzen, das Hintersichlassen des Materiellen und die Seele die in dem Ganzen steckt, kommt zum Vorschein.

Bianca Anne Braunesberger: Arachnoid
© Ulli Stelzer

Und wie bist du auf die Spinne gekommen?

Ich habe von Spinnen geträumt. Also dass die Spinne kommt, oder ich die Spinne bin, oder mehrere Spinnen da sind, oder eine Spinne mich beobachtet. Ich habe wirklich alle unterschiedlichen Blickwinkel geträumt. Es war unumgänglich, dass die Spinne das nächste Tier wird, das mich künstlerisch inspiriert.

Wirst du öfter durch Träume inspiriert?

Ja, bei mir kommen die Themen schon immer vom Unterbewussten. Vor zwei Jahren habe ich den Schlangentanz gemacht. Das kann auch sehr anstrengend sein, weil ich wochenlang von diesen Tieren träume. Es beschäftigt mich so stark, dass ich es “rausarbeiten” muss. Erst wenn das Tier oder ich, ich weiß nicht wer von uns beiden, das Gefühl hat, dass es jetzt verarbeitet ist, dann träume ich nicht mehr davon. Die Spinne ist jetzt auch schon wieder weg. Sie hat mich mit diesem kreativen Output beschenkt.

Bianca Anne Braunesberger: Arachnoid
© Ulli Stelzer

Du bist nicht nur Tänzerin und Kostümbildnerin, sondern auch Choreografin, Yoga-lehrerin und Sängerin. Wie kriegst du das alles hin? Schaust du kein Netflix?

Dooooch. Ich schau schon auch Netflix. Aber bei mir ist das immer phasenweise. Wenn ich eine Serie anfange, dann muss ich sie auch fertig schauen, aber dann geht es wieder.

Worauf freust du dich am meisten, wenn es jetzt Sommer wird?

Radl fahren, auf den Türkenschanzpark, draußen laufen gehen, im Wald Yoga Asanas üben, draußen im Garten zu malen. Dann stinkt es auch in der Wohnung nicht mehr so nach Acrylfarben und die Katzen schmeißen nicht mehr alles runter. Die haben mir im Übrigen auch meine ganzen Musen, also die Spinnen in der Wohnung weggefressen.

Was macht dich glücklich?

Ich bin sehr naturverbunden. Ich mag es auch zu gärtnern. Ansonsten versuche ich immer dort glücklich zu sein, wo ich gerade bin. Also in diesem Moment bin ich glücklich, mit dir hier zu sein und zu reden.

Maren Haeussermann
maren.haeussermann@outlook.com

could have been a dancer or a designer. Instead she studies political sciences and journalism. For Take-Festival she puts her love for arts into writing.