“Die Angst vor Veränderung ist da”

Helmut

“Die Angst vor Veränderung ist da”

HELMUT – Das sind Geli Goldmann, Tobias Wurscher und Ferrari Zöchling. Am Küchentisch haben sie Pläne fürs Take Festival geschmiedet. Pop-Up Live Performances soll es übrigens auch geben.

Was habt ihr für das Take Festival geplant?

HELMUT. Das schönste Medium, Bild, Musik und Mode zu verbinden, ist das bewegte – der Film.

Ihr kommt ja aus verschiedenen Künsten, was auch in dem Projekt eine wichtige Rolle spielt. Tauscht ihr in der Zusammenarbeit dann auch Rollen, sozusagen als erlebte Transformation, oder bleibt ihr in eurem Bereich?

Jeder ist Experte in seinem Bereich, und trotzdem lassen sich die Grenzen nicht so streng ziehen. Das Vertrauen, dass jeder in seinem Bereich das Beste versucht, lässt Verschmelzungen zu. Wir kennen uns so gut, dass wir vielleicht gar nicht so sehr über die eigene und die Rolle der anderen nachdenken. Das Zusammenführen ist für uns eine Möglichkeit etwas Neues entstehen zu lassen.

© Geli Goldmann

Wie hat sich die Gründung von HELMUT ergeben?

Am runden blauen Tisch bei uns daheim bei einer Flasche Rot. Genau da wo schon so vieles angefangen hat.

Habt ihr manchmal auch Angst vor Veränderung?

Ja, die Angst vor der Veränderung ist da. Und oft fällt es schwer, eine Veränderlichkeit zu akzeptieren. Trotzdem bietet Veränderung immer auch neue Möglichkeiten und führt oft sogar zu einem besseren und neueren Zustand. Im kreativen Prozess bleibt sowieso nie ein Stein auf dem anderen.

Kreativ in Wien zu arbeiten ist…

Vielleicht der beste Weg, sich Wien zur Freundin zu machen. Und die eigene Stadt und die Menschen darin mit anderen Augen zu sehen.

© Esther Vörösmarty, Elena Kristofor

 

Cadavre Exquise

Esther Vörösmarty, Teresa Grandits und Elena Kristofor beschäftigen sich in ihrem Projekt Cadavre Exquise mit unnatürlichen Beziehungen und gesellschaftlichen Konventionen, in denen wir uns bewegen. Und versuchen diesen Zustand aufzubrechen.

Cadavre Exquis ist ja eigentlich eine spielerische Methode im Surrealismus, dem Zufall mehr Raum zu geben. Welche Rolle spielt der Zufall in eurem Projekt?

Ein kontrollierter Zufall. Mensch und Objekt wird ein Raum gegeben und ihre Beziehung dort dem Zufall überlassen.

Die Frau wirkt sehr dominant in euren Installationen. Ist das  so eine Art feministisches Manifest?

Der heutige Begriff des Feminismus spiegelt nicht den Inhalt unseres Projektes wider. Es geht um Feminität in ihrer ursprünglichen, gelebten Natürlichkeit. Der Begriff Feminismus wird heutzutage nur allzu gerne verzerrt dargestellt, und erzielt nicht die Aufmerksamkeit und Kraft den er verdient. Ein funktionierendes, gleichgestelltes “Model” im Wandel der Begrifflichkeit sollte viel mehr angestrebt werden, als die ewige Trennung der Geschlechter und Gesellschaftsordnungen. Das wechselseitiges Spielfeld zwischen Dominanz und Macht wird in den Arbeiten neu definiert.

© Esther Vörösmarty

Cadavre Exquise – cadaver verkörpert einen impersonalen Zustand, dessen Identität der Natur entnommen wurde. Die Inszenierung soll aufzeigen, dass in der Gegenwart die Vermittlung von Bildern nicht mehr zeitgemäß ist. Unser Bild zielt nicht darauf ab Rollen zu tauschen oder übernehmen, sondern einen Einblick in jedes einzelne Wesen zu gestatten, Individualität zu stärken und Konformes zu überdenken. Das “in sich Aufnehmen” und “Hineinsehen” wird durch unsere Installationen anschaulich gemacht. Mensch mit Mensch. Die Balance der Heterogenität. Visualisiert wird der kadaveröse Zustand akzeptierter, gesellschaftlicher Konventionen und zeichnet einen zeitgenössischen Umbruch und dessen daraus resultierende radikale Neudefinierung.

Ihr verwendet sehr künstlich wirkende Textilien in der Installation (neongelb, schwarzes, glänzendes Leder). Warum habt ihr euch dafür entschieden?

Der künstliche Charakter der verwendeten Materialien unterstreicht das künstliche Bild von Mann und Frau, das heutzutage kreiert, teilweise ungefiltert angenommen und als natürlich gesehen wird. Auf visuellen Informations- und Werbeträger werden künstliche Bilder generiert, die mit der ursprünglichen Natürlichkeit nichts mehr gemein haben. Uns wurde buchstäblich die Hose ausgezogen. Ein “kopfloses” herumirren zwischen realen und fiktiven Lebensformen. Ein Wunsch den konstruierten Beziehungen  entgegenzuwirken und zurück zur natürlichen Beziehung zu kehren.

Titelbild: © Geli Goldmann

Sarah Naegele
naegele.sarah90@gmail.com

Mag Kontraste, versucht aber nie schwarz weiß zu schreiben. Lieblingsthemen: Kunst, Kultur, und Zwischenmenschliches im weitesten Sinn.