
30 Apr Die Herbststrasse: Junges Design im Mittelpunkt
Sieben angehende AbsolventInnen der Modeschule “Die Herbststrasse” präsentierten ihre Abschlusskollektionen am Take Festival 2017 und zeigten auf, dass sich Wien in Sachen Mode nicht verstecken muss.
NPRT – 0133:Entropie von JULIA WERNER-MAIER
“Ordnung ist kein natürlicher Zustand in dieser Welt”
Hier herrscht das Maß der Unordnung. Und der Titel der Kollektion von Werner-Maier ist ein Anagramm der Entropie. Inspiration für ihr Projekt findet sie in den Kunstwerken des Schweizer Künstlers Usus Wehrle – die Kunst aufzuräumen. In ihren Stücken passieren drei Stadien der Unordnung. Als erstes Stadium ist die Ordnung, bis das Maß der Unordnung erreicht ist. Sie verarbeitet Stoffe wie Organza, Vichy, Baumwolle sowie Satin Duchesse. Nach ihrem Diplom wird Julia Werner-Maier sich dem Studium der Business-Informatik an der TU Wien widmen. In der Zukunft möchte sie mit digitaler Mode experimentieren.
Unconsensual – ALBULENA OSMANAJ
“Es gibt keine Bondage-Accessoires in rosa.”
In Österreich und weltweit ein Tabuthema, doch das ist ihr egal. Sie möchte, dass man diesen schmerzhaften Geschehnissen mehr Aufmerksamkeit schenkt. So findet sich die Desginerin in der Bondage Szene wieder, wo sie Inspiration für die Umsetzung findet. Bondage ist einvernehmlich und deswegen der Gegenpol zu unconsensual, zu Deutsch, uneinvernehmlich. Rosa ist eine Hauptfarbe ihrer Kollektion. Außerdem verwendet sie Formmieder und Leder. Allgemein hört Albulena nur positives Feedback zu ihrer Arbeit, alle sind sehr berührt von dem starken Thema, außer ihre Lehrerinnen, die der Kollektion etwas kritisch gegenüber stehen.
Phi – MOULHAM OBID
“Der Goldene Schnitt ist auch in der Natur”
Der 27-jährige Syrer hat viel erlebt. Nach seinem abgeschlossenen Kunst-Studium widmet er sich im Zuge des Kollegs an der Herbststrasse gänzlich der Mode. Der Goldene Schnitt von Leonardo da Vinci ist die Inspiration für seine Kollektion. In seinem Werk ist viel Tüll in Pastell-Tönen verarbeitet, sowie aufwendige Stickereien und selbstgemachte Schmuckelemente. Löschdecken, die sonst im Brandschutz eingesetzt werden, dienen als Bühnenbild und verleihen der Präsentation eine Sci-Fi Optik.
Option – Victoria Niederwieser
“Ich glaube an die wahre Liebe, die ewig dauert.”
Die Kolleg-Studentin ist aus Südtirol und dort befindet sich auch der Ursprung ihrer Kollektion, denn sie widmet sie ihren Großeltern, die sich damals im Nachkriegs-Südtirol lieben lernten. Die Großmutter war eine Dableiben und der Großvater ein Opdant. Er musste seine Heimat verlassen. Doch Jahre später kam er zurück ins italianisierte Südtirol und traf die Liebe seines Lebens, Victorias Großmutter. Farben wie altrosa, warme Brauntöne, Cord und transparente Stoffe zeichnen ihre Kollektion aus. Sie arbeitet bewusst mit Nostalgie und dem Charme des Vergangenen.
Deformed – Julian Schock
Die Kollektion von Julian Schock könnte man fast mit Vetements verwechseln. Er arbeitet bewusst mit abnormalen Körperhaltungen. Ihm geht es um die Ästhetik der optischen Täuschung und die Verformung des Körpers in der Bewegung. So friert er Haltungen ein, die im Gehen entstehen. Man sieht einen Buckel-Rücken, schiefen Haltungen, dafür braucht es viel Zeit an der Puppe. Die Schönheit findet sich in der Asymmetrie. Julian verwendet konservative Prints und Stoffe, wie zum Beispiel Hahnentritt und Karo und mischt sie mit dem trashy Nicky, dem Stoff den man aus Ära Juice Couture und Paris Hilton kennt. In Zukunft wird er an der Angewandten in der Modeklasse studieren.
Manifest – Cara Maria Lerchl
“Ich designe für die mobile Großstadtfrau”
In Cara Lerchls Kollektion fließen Gegenwart und Vergangenheit zusammen. Die gedeckten Farben mit denen sie arbeitet, erinnern sie selbst an die 70er Jahre. Ihr ist wichtig, dass sie tragbare Mode macht und Kollektionsstücke, die untereinander kombinierbar sind. Die Materialien, mit denen Lerchl arbeitet sind sehr hochwertig. Dazu zählen Wolle, Jersey und Seide. Fazit: Ein Manifest der Ruhe.
La Forca del Mare – Hanna Prugger
“Wien ist sicherlich nicht mein letzter Standort”
Zwei Jahre lebte die 22-jährige Studentin in der kleinen Hafenstadt Livorno in der Toskana. Mit dieser Kollektion möchte sie sich die Stimmung, die dort am Hafen herrscht, nach Wien holen, wo sie jetzt lebt. Fischernetze, Segelleinen, Schiffstaue, alles Materialien die man noch nicht oft mit der Mode assoziiert hat. Doch Hanna Prugger gelingt die Symbiose.
Fotos: © Christoph Jelinek