
22 Apr Die Renaissance der Printmagazine
In Zeiten einer digitalen Bilder- und Informationsflut sehnen wir uns immer mehr nach einer Rückkehr des Analogen. Elke Gaugele und Monica Titton präsentieren in ihrer Ausstellung THE HIDDEN FASHION LIBRARY eine Auswahl an global-vernetzten, unabhängigen Printmagazinen, die sich von bekannten Ordnungen der Mode loslösen und der totalen Digitalisierung trotzen. Die Renaissance eines neuen Materialismus – inszeniert in den Prunkräumen der Alten Post.
Wie sehen Sie die Zukunft vom Modeblogger und Influencer-Hype? Wird die Blase bald platzen?
Elke Gaugele, Monica Titton: Wir wollen nicht schon wieder die Debatte über Blogger entfachen, sondern zeigen, wie sich die neuen Magazine in Zeiten der Digital Economy bewegen. Oft stehen ja bei den Magazinen digitale Ausgaben und Print Versionen nebeneinander, lösen sich gegenseitig ab, mal gibt es das eine oder das andere; grundsätzlich ist die Arbeit an einem Magazin ein kollektiveres Arbeiten.
Wieso wird Print nie aussterben?
Eine Prognose über die Zukunft können wir nicht machen, aber im Moment beobachten wir, dass viele neue Printmagazine als Reaktion auf die Überflutung digitaler Bildinhalte gegründet werden. Die haptische Erfahrung, die mit Papier verbunden ist, kann nicht durch digitale Darstellungen ersetzt werden und darauf besinnt man sich nun wieder verstärkt. In diesem Sinne würden wir sagen, dass eine neue Materialität der medialen Modeproduktion und medialen Repräsentation der Mode ist im Entstehen ist.
© gangart / Simonetta Ferfoglia und Heinrich Pichler
In Zeiten einer Überflutung an Medien und Informationen, wie schafft man es als Magazin herauszustechen?
Im Magazin interessante inhaltliche und visuelle Schwerpunkte setzen, eines unserer Lieblingsmagazine ist das 212 Magazin aus Istanbul, mit einem großartigen postkolonialen Konzept. Oder als Magazin für spannende Wege des Arbeitens und Recherchierens zu stehen; ein Beispiel hierfür wäre das boat magazine, das für jede Ausgabe mit Fieldoffices arbeitet und so schon an vielen Orten herausgegeben wurde, z.B. in Lima, Havana, Bangkok, Tel Aviv, auf den Faroe Inseln und so weiter.
Oder auch als Magazin für einen inhaltlichen Diskurs zu stehen mit fundierten Analysen und Kritik am System der Mode: z.B. aus einer feministischen Perspektive wie das Missy Magazin, oder aus einem kritischen kunstwissenschaftlichen Ansatz heraus wie Texte zur Kunst, oder mit historisch-kritisch Analysen, wie das französische Modes Pratiques – Revue d’histoire du vêtement et de la mode.
Nach welchen Kriterien wurden die Magazine für The Hidden Fashion Library ausgewählt?
Grundsätzlich ging es uns darum bei der Auswahl der Modemagazine insbesondere dezentrale und dekolonisierende Perspektiven in den Mittelpunkt zu stellen und damit das Spektrum der neu gegründeten Magazine abzubilden. In der Ausstellung arbeiten wir mit fünf Thesen, entlang derer wir die Magazine positioniert haben: »Global Tales & Stories«, »Fashion featuring Critique & Knowledge«, »After Avantgarde «, »Shifting Geographies & New Topographies« und »Post-digital Materialism«.
Parallel zu der Ausstellung THE HIDDEN FASHION LIBRARY wird im Rahmen des Take Festivals am 26. April das Austrian Center for Fashion Research gelauncht. Das Forschungszentrum ist eine Kooperation zwischen der Akademie der bildenden Künste Wien und der Kunstuniversität Linz, weitere Projektpartner sind die Katholische Privat-Universität Linz, das Mozarteum Salzburg, das Museum für angewandte Kunst Wien, das Ars Electronica Center, die Austrian Fashion Association und das Netzwerk Textil Österreich. Das Austrian Center for Fashion Research leistet international orientierte Grundlagenforschung auf der Basis praxisgeleiteter Forschungsansätze in der Mode sowie kunst- und kulturwissenschaftlicher Modeforschung.
Titelbild: Prunkräume der Alten Post, © gangart / Simonetta Ferfoglia und Heinrich Pichler