Die vielen Persönlichkeiten des Markus Jagersberger

Markus Jagersberger

Die vielen Persönlichkeiten des Markus Jagersberger

 

Markus Jagersberger ist Landschaftsgärtner, Stylist und Künstler. Im Rahmen des Take Festivals kann man seine unterschiedlichen Persönlichkeiten in seiner Ausstellung „Egoshoot“ betrachten.

 

Was kann man sich unter dem Titel „Egoshoot“ vorstellen?

Markus: Bei „Egoshoot“ präsentiere ich Fotos von mir. Diese Ich-Perspektive bei den Egoshooter-Computerspielen fand ich interessant, ich drehe den Blickwinkel aber noch mal um. Ich bin immer das Motiv und die Fotografen sehen mich so, wie sie mich sehen und inszenieren wollen.

Mit welchen Fotografen hast du gearbeitet?

Markus: Zeigen werden unter anderem Milan Mladenovic, Elsa Okazaki, Daniel Sack, KatSey, Nora Proske, Rita Nowak und einige mehr. Ich bin sehr oft in Thailand und arbeite mit Fotografen dort. Insgesamt werden es ca. 20 sein. Ich hoffe, dass alle zusagen. Auswahl und Größe überlasse ich bei den Bildern den Fotografen. Manche wollen gerne zwei oder drei Fotos zeigen, weil es mehr Stimmung für sie erzeugt. Es geht bei meiner Ausstellung um die Fotografen.

Wie sind die Fotos entstanden?

Markus: Sie haben mich als Model verwendet und auch verrückte Sachen mit mir gemacht, wie in schwarze Frischhaltefolie gewickelt. Da erkennt man mich gar nicht. Ich möchte, dass meine Persönlichkeit Leute einlädt, mit mir etwas zu machen. Mich interessiert, inwieweit ein Bild etwas über meine Persönlichkeit aussagt. Da ist auch Humor dabei, ich bin kein Model oder ein Star. Trotz allem gibt es ein Sammelsurium an Bildern und ich finde schön, wenn diese in einem Raum zusammen kommen. Ein bisschen wie ein Puzzle.

Ein Puzzle aus Teilen der Persönlichkeit?

M: Auf jeden Fall. Aber sicher nicht alle Teile.

Bist du über bestimmte Blickwinkel überrascht, weil du dich so gar nie wahrgenommen hättest?

Markus: Ja, das bin ich. Ich mag manche Bilder auch nicht. Aber es liegt nicht an mir zu entscheiden, wie der Blick eines Anderen auf mich ist. Ich zeige diese Bilder trotzdem. Ich respektiere den Fotografen. Ich finde vielleicht mehr zu mir, wenn ich diese ganzen Arbeiten sehe. Wie viele Persönlichkeiten habe ich? Passen die alle zusammen oder habe ich eine leichte Schizophrenie? Auf manchen Bildern könnte es wirklich eine andere Person sein.

Über welchen Zeitraum sind die Fotos entstanden?

M: Das aktuellste ist von heuer. Der Zeitraum liegt sicher über 10 Jahre.

So lange schon!

Markus: Natürlich gibt´s dann auch eine Alterung …

… und wahrscheinlich auch eine Veränderung?

Markus: Eine körperliche Veränderung … Ich sehe es als kritischen Punkt, wie man sich präsentiert. Macht man das so, wie Medien einen am liebsten sehen, um sich besser zu vermarkten? Setze ich mir dabei eine Maske auf? Privat trage ich nie eine Maske und verberge mich auch nicht. Ich zeige, wie ich mich fühle. Das ist für mich Natürlichkeit.

 

Österreich / Wien / März 2014 "Die Hölle sind wir" Exclusive für News Online ! Keine Weitergabe an die APA oder andere Magazine ! © Michael Appelt

Österreich / Wien / März 2014 “Die Hölle sind wir” © Michael Appelt

 

Im Rahmen des Festivals gestaltest du eine Auslage für den Steffl habe ich gehört.

Markus: Genau. Da arbeite ich mit Milan Mladenovic und Natascha Hochenegg zusammen. Für den Steffl machen wir eine Künstlerkooperation, die die Mode vom Steffl integriert. Zur Zeit sieht es so aus, dass wir mit bewegtem Bild und Wind arbeiten. Die andere Idee war ein Dschungel mit wirklich vielen Pflanzen. Als Landschaftsgärtner liebe ich das.

Wie hat sich das bei dir eigentlich entwickelt? Vom Landschaftsgärtner zum Stylisten zum Künstler?

Markus: Begonnen hat es schon früh. Ich wollte immer Gärtner werden. Ich habe dann die Aufnahmeprüfung in Schönbrunn für die HBLVA für Gartenbau gemacht und bin mit 14 Jahren nach Wien ins Internat. Danach habe ich Landschaftsdesign studiert. Da hat sich für mich schon herauskristallisiert, dass Mode und Körper, Oberfläche und die Ästhetik davon für mein Verständnis ähnlich der Landschaft sind. Das ist nicht getrennt, das ist wie eins. Ich bin dann in die Mode reingerutscht. Ich brauchte Geld…

Ich war jung und brauchte das Geld?

Markus: Klingt so doof, war aber so. Ich habe über eine Freundin eine Stylistin kennengelernt und die hat mich mitgenommen zu einem Shooting. Das war für eine Bank. Irgendwie kam Stress auf und schwups war ich mittendrin. Immer mehr zum Spaß, fast nie im Fashion-Mode-Editorial, da fühlte ich mich immer eingeschränkt. Ich mache lieber das, das auch wir zwei gemeinsam gemacht haben, in Bad Gastein für dein Magazin „Grand Tour Traveler´s Journal“. Da konnte ich mir zu einem Thema und Zeitspanne das Styling überlegen. Eine Zeit lang habe ich auch den Einkauf bei Vivienne Westwood Wien für Red Carpet gemacht. Das kam über Gregor Pirouzi, ich habe jede Woche in den Agent Provocateur Laden einen neuen Blumenstrauß gebracht. Er hat mich in die Mode bugsiert. Von einem Blumenstrauß zu einem Abendkleid ist es nicht weit. Es geht immer um Gefühl und das habe ich scheinbar. Darin habe ich Selbstvertrauen gewonnen.

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Hast du bei dir zu Hause immer einen schönen Strauß Blumen stehen?

Markus: Nicht unbedingt immer einen Blumenstrauß. Jetzt gerade habe ich wilde Pflaumenzweige in einer Vase. Und einen Strauß von den Studentinnen des Colleg der Herbststraße. Da habe ich die Abschlussklassen betreut. Sie werden übrigens auch im Rahmen des Take Festivals etwas zeigen. Ansonsten liebe ich meine Gärten, die ich betreue. Ich habe auch zwei neue Projekte, eines ist in Bad Aussee. Ich brauche meine Gärten und Abwechslung, sonst wird mir langweilig. Wenn ich etwas permanent mache, verliere ich die Lust.

Du könntest mal zu mir kommen und deine Expertise für Pflanzen in meiner Wohnung abgeben …

Markus: Ich finde, es sollte nie etwas Spitzes sein. Ich hatte eine Agave, an der ich mich jedes Mal verletzt habe. Seitdem überwintert sie draussen. Ich finde runde Pflanzen besser. Aloe Vera zu haben ist auch nie schlecht.

Agave – eine kleine Tequila Produktion?

Markus: Haha, nein, mir ist Gin lieber.

Mit der Engelstrompete kann man doch auch ganz interessante Dinge machen …

Markus: Da sterben jedes Jahr Leute! Da muss man schon aufpassen …

Welche Kleidung trägst du selbst gerne?

Markus: Dieses kurze Kimono-Jäckchen ist zurzeit mein Lieblingsstück. Immer noch toll ist diese elegante Jogginghose, die ich gerade dazu trage.

Braucht es Farbe?

Markus: Schwarz mag ich nicht so. Im Sommer trage ich immer Hotpants und T-Shirts. Ich mag Luft an der Haut. Oversize finde ich gut und Kleider. Ich trage keinen bestimmten Style und mag es zu wechseln. Ich fühle mich jeden Tag anders, wenn ich aufstehe. Natürlich hat man seine paar favourites die getragen und gewaschen werden und es gar nicht in den Kleiderschrank zurück schaffen. Ich mag schick und ich mag Klassiker. Zeitlosigkeit ist mir wichtig. Und ich liebe Prints! Muster geht immer!

Fällst du gerne auf?

Markus: Ich finde es schön, wenn mich Menschen auf der Straße anlächeln oder einen Kommentar abgeben. Bei manchen merkt man, dass sie selten lächeln, da denke ich mir, wenigstens hast du einmal gelächelt. Es geht uns allen total gut, wir haben in Österreich sehr viel. Und dann kann man nie lächeln und ist weiß oder grau im Gesicht? Das geht für mich nicht zusammen.

Nina Prehofer
np@ninaprehofer.com

Writer, concepter and journalist for media and advertisement. Based in Vienna.