
06 Apr Eine gute Mischung aus Handcraft & Design
Marie Oberkönig ist neben Raphael Caric für den diesjährigen Modepreis des Bundeskanzleramts nominiert. Die Jungdesignerin hat in ihren zwei vorigen Kollektionen durch Silhouetten mit flächigem Volumen begeistert. Im Interview erzählt sie uns nun, was sie in Zukunft anders machen wird & wieso sie momentan Wiener Grätzl Romantik gegen einen hippen Berliner Kiez getauscht hat.
Deine neue Kollektion wird von departure gefördert & nun bist du auch für den Modepreis des Bundeskanzleramts im Rahmen der AFA nominiert. Was bedeuten dir solche Unterstützungen als junge Designerin?
Marie: Ohne die Förderung würde die aktuelle Kollektion in einem solchen Umfang gar nicht entstehen können. Daher bin ich extrem dankbar für solche Unterstützungen, die sogar nicht nur finanziell supporten sondern auch eine Art von Anerkennung und damit Schub geben. Über die Nominierung freue ich mich natürlich sehr. Die Intention hinter diesem Preis macht für mich auch total Sinn – es ist super, dass so ein Arbeitsstipendium angeboten wird! Vor allem unter Betrachtung der heutigen Praktikumsbedingungen.
Wie ich gehört habe, bist du momentan in Berlin stationiert. Was macht die deutsche Hauptstadt für dich attraktiv & was sind die Unterschiede zu Wien deiner Meinung nach?
Marie: Ich bin mehr oder weniger zufällig in Berlin gelandet und das auch vorerst nur temporär. Der Faktor „leistbar“ hat natürlich eine große Rolle gespielt. Die Unterschiede zu Wien meiner Meinung nach sind die allgemein bekannten: Berlin ist größer, international besser angebunden (- was man spürt) und gesellschaftlich gesehen gibt es hier keine großen Zwänge, da anonymer und schnelllebiger. Wien hat für mich eine Art Ruhe und Konsequenz, die ich in Berlin noch nicht finden konnte.
In welchem Kiez in Berlin fühlst du dich am wohlsten? Hast du irgendwelche Geheimtipps?
Marie: Man lebt hier tatsächlich sehr Kiez-orientiert. Obwohl Berlin riesig ist, findet das Privatleben trotzdem im kleinen Umkreis statt, sodass das Leben fußläufig machbar ist. Noch habe ich eine Bleibe in der Nähe des Maybachufers (Nordneukölln), was super ist – vor allem wegen der wöchentlichen Stoffmärkte. Hier kann man sich nur wohlfühlen. Alle Bezirke, die hier angrenzen sind sehr sympathisch! Und hier bleibt nichts lange geheim…
Während deiner Studienzeit in Hetzendorf hab ihr ja, im Gegensatz zum konzeptionellen Ansatz der Angewandten, die traditionellen Schneidertechniken gelernt. Welche Phase im Entstehungsprozess einer Kollektion hast du am liebsten? Sitzt du nach wie vor selbst an der Nähmaschine?
Marie: In Hetzendorf lernt man zwar klassische Schneidertechniken, aber der Kollektionsaufbau wird schon auch konzeptionell gestaltet (bzw. jedem dann das seine). Eben die Mischung aus Handcraft und Design macht es für mich aus. Ich finde jeder Step innerhalb des Entstehungsprozesses kann spannend sein.Vor allem gefällt mir, wie sich die Sicht auf ein Kleidungsstück verändert, sobald man von Zeichnung auf Stoff geht. Hat man mal das erste Probeteil genäht, sind das ganz andere Dimensionen, die gegebenenfalls Ideen hervorrufen, welche im 2D-Modus noch ungreifbar waren. Das kommt natürlich auf die Arbeitsweise an. Bis jetzt hatte ich oft das Glück, dass durch eigene technische Imperfektionen tolle, nicht geplante Sachen passiert sind! Und dann kommt der Hit, wenn man zum ersten Mal die fertigen Prototypen nebeneinander sehen kann. Dank der Förderung arbeite ich bei dieser Kollektion mit mehreren Leuten zusammen, die mich schnitt- und nähtechnisch unterstützen. Ich sitze gerne an der Nähmaschine, aber ich brauche einfach zu lange!
“Vor allem gefällt mir, wie sich die Sicht auf ein Kleidungsstück verändert, sobald man von Zeichnung auf Stoff geht. Hat man mal das erste Probeteil genäht, sind das ganz andere Dimensionen, die gegebenenfalls Ideen hervorrufen, welche im 2D-Modus noch ungreifbar waren.“
Wenn man sich deine letzten zwei Kollektionen so ansieht, hat man das Gefühl, dass du deine eigene Handschrift schon sehr bald gefunden hast. Wie siehst du das persönlich?
Marie: Was mich in der Zeit der letzten beiden Kollektionen nicht losgelassen hat, waren Silhouetten mit flächigen Volumen. Das finde ich immer noch toll!
Was kann man von deiner neuen Kollektion erwarten?
Marie: Die neue Kollektion kommt mir anders vor. Es sind zwei Jahre seit der letzten vergangen – daher gab es Kompensationsbedarf. Außerdem habe ich diesmal 1-2 Männeroutfits untergejubelt.
Wie würdest du Mode von Marie Oberkönig in drei Worten beschreiben?
Marie: Nach nur drei Kollektionen: geht leider nicht!
Zu guter Letzt: Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Marie: Für mich ist klar, dass ich mit Mode weitermache. In welcher Form ist aber noch unsicher.