Esther Vörösmarty&Elena Kristofor

Esther Vörösmarty

Esther Vörösmarty&Elena Kristofor

Esther Vörösmarty und Elena Kristofor werden gemeinsam NEOTERIC im Rahmen des Take Festival Parcours zeigen. Mit ihrer Arbeit NEOTERIC (griechisch: νεωτερικοί “new poets”) bewegen sie sich im Grenzbereich zwischen Installation, Fotografie, Architektur und Mode.

Das Projekt setzt sich mit Identitäten auseinander, welche durch Wechselbeziehungen und Verbindungen gebildet werden und sich durch ändernde kulturelle Strukturen formen. Die erzeugte Spannung zwischen Beizubehaltendem und Abzulegendem, wie auch zwischen homogenisierenden Trends und bestätigter kultureller Heterogenität ist ein ebenso präsentes Element in der Arbeit. Gemeinsam untersuchen die Künstlerinnen einen Fluss, in dem Grenzen aufgeweicht und verschoben werden und sich Konflikt- und Integrationsschwerpunkte neu festsetzen. Visuell wird dies festgehalten in Einschnitten, Spiegelungen, Deformationen und Neukonstruktionen von Körperteilen.

Ihr arbeitet schon länger in der kreativen Branche, wie seid ihr zur Fotografie gekommen?

Esther: Mein Vater hat an der Universität für angewandte Kunst Grafik studiert, er hat sehr gerne fotografiert und so war ich von Kindesalter an von visuellen Eindrücken umgeben, es war ein ständiges Suchen und Finden nach neuen Bildern. Eine sehr lebendige Phantasie treibt mich bis heute immer wieder voran, da war z. B. eine weiße Raufasertapete in einem Zimmer im Haus meiner Eltern, diese war Anlass mich stundenlang mit der Tapete zu beschäftigen, mein Interesse an Strukturen und Fasern der Tapete ließen mich täglich neue Welten darin entdecken, das ist mir bis heute in meiner Herangehensweise an meine Arbeiten geblieben.

Elena: Eine ähnliche Erfahrung mit der Tapete hatte ich in meiner Kindheit auch.

Esther: Meine Mutter liebte Mode, als Kind dachte ich mir oft: ‘sie sieht doch etwas anders aus, als die anderen’. Heute finde ich das großartig wenn ich mir alte Fotos von ihr ansehe. Sie ist eine meiner größten und ersten Inspirationen was Mode betrifft. Und dann mit Sicherheit die ersten Mode- und Kunstmagazine im Jugendalter.

Elena: Seit ich einen Stift in der Hand halten konnte, habe ich gezeichnet. Meine Mutter hat mir ebenfalls schon sehr früh den Umgang mit der Schere zugetraut und ich habe alles ausgeschnitten, was ich finden konnte. Später, ich glaube, so mit 12, habe ich endlich meine erste Kamera bekommen: eine winzige Kamera made in USSR, welche einen Kleinbild-Kader nochmals in zwei geteilt hat. So hatte ein Film nicht 36, sondern 72 Bilder. Ich habe sie geliebt und überall mitgeschleppt.

Mit welchen Medien, abseits der Fotografie, beschäftigt ihr euch?

Esther: Objekte und Installation, es sind zwei weitere Ausstellungen in Vorbereitung, wo das gezeigt wird.

Elena: Ja. Im Moment arbeite ich beispielsweise an einem Projekt, welches neben Fotografie Installation und Performance beinhalten wird. Ein Film soll dann auch entstehen.

Was ist euer Zugang zur Mode?

Esther und Elena: Mode agiert als Seismograph für anthropologische Errungenschaften und eignet sich perfekt als ergänzendes Medium.

Esther: Wenn ich mir manche Ausstellungen ansehe, passiert z. B. wie ein Spiel vor Augen, eine Parallele zwischen Malerei und Fotografie. Malerei kann da sehr inspirieren, in Licht, Motiv, Farbkompositionen, Adaptionen und Themen. Mir ist wichtig, in meinen Arbeiten so gut wie möglich zuzulassen, Geschichten dadurch zu erzählen, die im Moment passieren, um mich auch den Zufällen oder Begebenheiten hinzugeben und schaue was passiert, um nicht zu viel zu konstruieren. Farbkomposition, Materialien als Komponente in Verbindung zu geometrischer Ästhetik, inszenierte Bildsprache mag ich nur begrenzt, solange sie etwas Echtes hat. Ich sehe es wie in der Kunst als reflektive Auseinandersetzung und Spiegelung kultureller Ereignisse.

Mit Welchen Themen beschäftigt ihr euch regelmäßig in euren künstlerischen Arbeiten?

Esther: Szenografisch, Medienreflexiv. Physische Abwesenheit angesichts der zeitgenössischen Lebenseinstellung auf der Überholspur.

Elena: In meinen Arbeiten beschäftige ich mich – generell betrachtet – mit der Wahrnehmung und der Darstellbarkeit des fotografisch Abgebildeten. Angefangen habe ich mit Portraits, in denen ich die Darstellbarkeit der sich vor der Kamera befindenden Person hinterfragt habe. Langsam hat sich der Schwerpunkt meiner Arbeit Richtung Raum verlagert. In meiner Untersuchung bin ich von dieser unserem Kulturkreis gewohnten Darstellung des Raumes mittels Linear- bzw. Zentralperspektive ausgegangen, welche auch durch die Fotografie repräsentiert wird. Jetzt entwickle ich neue Raumwahrnehmungen bzw. Räume. Ich verwende in meinen Eingriffen Spiegel, Glasplatten, Folien welche – im Raum positioniert – seine Stabilität aus dem Gleichgewicht bringen. Die Wahrnehmung des sichtbaren Raumes wird verzerrt, seine Struktur wird gebrochen und dadurch entweder ein neuer Raum gebildet oder als solcher vollkommen aufgelöst.

Ihr lebt und arbeitet in Wien. Bietet euch die Stadt Quellen der Inspiration?

Elena: Meine Inspiration schöpfe ich hauptsächlich aus Büchern und Konversationen. Hier bin ich nicht wirklich Stadt-gebunden. Wien kann sogar eher hinderlich im Schöpferischen sein, da die Stadt sehr bequem ist und zu entspannten Café-Nachmittagen oder Spaziergängen in zahlreichen Parks einlädt. In den Park oder ins Café muss man dann eben einen guten Gesprächspartner oder ein inspirierendes Buch mitnehmen.

Esther: In kultureller Hinsicht, Galerien und Museen schon, was Mode betrifft eher nein. Die Wiener Musikszene inspiriert schon eher, oder besser: Musik inspiriert mich überhaupt sehr. Dann Filme!

Elena: Die eben gelaufene Ausstellung von Olafur Eliasson zum Beispiel.

Esther: Wo oft Mode passiert und inspiriert, ist eben nicht nur in den Couture Häusern, sondern auf der Straße. Das modische Straßenbild der Wiener war ja doch immer sehr konservativ, bis heute. Im Gegensatz zu anderen Großstädten, wo täglich Inspiration für viele Designer stattfindet. Es gab zwar Phasen in Wien, in denen es etwas mutiger zuging aber das gehört eher den 80er oder 90er Jahren an. Ich war damals begeistert von Helmut Langs Kollektionen, und hab mein ganzes Geld für ein rotes Plastik- Shirt ausgegeben. Auf der anderen Seite entsteht gerade aus dem Social Media Overkill der Fashion Industry in den letzten Jahren wieder etwas Raues, sehr interessantes. Aufstrebende Jungdesigner und Talente gäbe es in Wien durchaus, nur denke ich, ist der Markt hier zu klein. Es existieren ein paar wenige Ausnahmen österreichischer Designer die innovative Inspirationsquellen und Vorreiter sind wie z. B. Wendy&Jim.

 

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Esther Vörösmarty

Elena Kristofor

Benedikt Muxel
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