Fashion today and tomorrow

Fashion

Fashion today and tomorrow

Das Take Festival stellt zwei weitere Projekte des diesjährigen Take Parcours vor – “Escaping Fashion” und “Text und Ilien oder Es wäre schön, wenn du begreifst was ich meine”.

Während sich die Modefotografin Dina Lucia Weiss in ihrem Projekt “Escaping Fashion” mit der Flucht aus der Modeindustrie darstellerisch auseinandersetzt, lassen Modedesignerin Sophie Skach und Sprachkünstlerin Naa Teki Lebar in ihrem Projekt “Text und ilien oder Es wäre schön, wenn du begreifst was ich meine” zwei Pullover mittels Microchips Geschichten erzählen. Zwei Projekte, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten – doch beide thematisieren Mode, wie sie heute ist und wie sie morgen sein kann. Im Gespräch haben sie mehr zu ihren Projekten verraten.


“Escaping Fashion”

Lassen sich bewusster Konsum und Modeindustrie vereinen? Die junge Fotografin Dina Lucia Weiss stellt sich genau diese Frage. In ihrem Projekt “Escaping Fashion” setzt sie sich mit dem Bild, der von materiellem Überfluss geprägten Gesellschaft auseinander.

Dina Lucia Weiss

© Anatole Zangs


Letztes Jahr warst du als Bloggerin und Fotografin beim Take Festival dabei, dieses Jahr mit einem eigenen Projekt. Wie fühlt sich das an und wie kam es dazu?

Sehr gut! Ich finde, dass das TAKE ein großartiges Festival ist und daher freue ich mich total, dass ich dieses Jahr einen eigenen Raum bespielen darf. Weil mir das Konzept des Festivals durch das aktive Mitwirken letztes Jahr bereits bekannt war, habe ich mich dieses Jahr dann auch getraut, ein eigenes Projekt einzureichen. Und die Alte Post ist ein so großartiger Ort, es macht mich ganz ehrfürchtig, dass ich so kurz vor dem Umbau zum Luxushotel noch die Gelegenheit erhalte, die alten Räume künstlerisch zu nutzen.

Dein Projekt nennt sich Escaping Fashion. Kannst du mehr dazu verraten?

Mein Projekt ist aus einer konsumkritischen Haltung heraus entstanden. Großen Konzernen, die massenweise Mode aus Chemiefasern herstellen, stehe ich ablehnend gegenüber. Alles wird im Überfluss produziert. Da kommt schnell der Wunsch auf, dem Ganzen zu entfliehen.

Ein Besuch auf einer einsamen Insel hat mir das nochmal deutlicher vor Augen geführt. Stell dir vor, du schwimmst wochenlang nackt herum und das einzige was du sonst trägst sind Rock und Top. Das ist ein wahnsinniges Gefühl von Freiheit. Zurück in der Stadt kommt einem der Anblick High Heels tragender Frauen total absurd vor.

Nun ist es aber schon so, dass ich eine Schwäche für Designermode habe, weil hier meistens gute Stoffe verarbeitet werden und sich Kaschmir, echte Baumwolle oder Seide einfach gut auf der Haut anfühlen. Zudem fühle ich mich als angehende Modefotografin von der Ästhetik angezogen. Ich befinde mich also in einem Zwiespalt: Lassen sich bewusster Konsum und Modeindustrie vereinen?

Meine Installation soll diese innere Zerrissenheit – die denke ich nicht nur mir bekannt ist – zum Ausdruck bringen und ist damit tendenziell ein sehr kritischer Beitrag zum Thema Modeindustrie.

Dein Projekt wird als Teil des Take Parcours zu sehen sein, kannst du uns schon einen kleinen Vorgeschmack geben, was uns dort erwarten wird?

Mein Projekt bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Fotografie und Installation und soll die Besucher animieren, Mode hinter sich zu lassen. Da noch nicht klar ist, ob ich einen oder drei Räume bespielen werde, möchte ich noch nicht zu viel verraten. Wenn das Konzept mit allen drei Räumen realisiert wird, kann ich aber sagen, dass es sehr interaktiv und abenteuerlich wird. Sozusagen ein Parcours im Parcours, bei dem man die ein oder andere Hürde überwinden muss.

Wie würdest du dein Projekt in drei kurzen Worten beschreiben?

Dürfen es auch vier sein? Dann wäre es eben: Is there an exit?

Fotos: © Dina Lucia Weiss


“Text und ilien oder Es wäre schön, wenn du begreifst was ich meine”

Ein Projekt in Zusammenarbeit mit Modedesignerin Sophie Skach und Sprachkünstlerin Naa Teki Lebar. Es handelt sich dabei um eine interaktive Installation mit modischer Haptik und hörbarem Herzschmerz.

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© Naa Teki Lebar

Wie kam es zu eurer Zusammenarbeit?

Sophie: Wir sind uns sympathisch und unsere Zusammenarbeit läuft immer gut. Dann kam uns die Idee, ein gemeinsames Projekt für das Take Festival zu realisieren.

Woher kennt ihr zwei euch?

Naa Teki: Wir haben beide in London gewohnt, kannten uns aber nicht. Als ich wieder einmal in Wien war, bin ich mit einem Freund auf eine Party mit gegangen. Es war die Abschiedsfeier von Sophie. Er stellte uns einander vor und als wir wieder in London waren, haben wir uns wieder getroffen. So kam es zu unserer ersten gemeinsamen Zusammenarbeit.

An welchen gemeinsamen Projekten habt ihr bisher gearbeitet?

Sophie: Unsere erste gemeinsame Zusammenarbeit fand im Zuge von meiner Abschlussarbeit statt, für die Naa Teki fotografierte. Ich habe Naa Teki anschließend für weitere Kollektionen mit ins Boot geholt. Aber nicht nur als Fotografin habe ich Naa Teki gerne dabei, sondern auch als Modelentertainerin.

Was kann man sich unter diesem Projekt vorstellen?

Sophie: Es ist eine Installation, die aus zwei Outfits besteht. Man kann sich das dann so vorstellen, dass zwei Looks nebeneinander im Raum sind und die Textilen mit Sensoren ausgestattet sind. Die werden von mir eingebaut. Die Sensoren geben durch Berührung Textstücke wieder, die Naa Teki erarbeitet hat.

Naa Teki: Besucherinnen können mit der Berührung der Sensoren interaktiv am Projekt teilnehmen. Je nachdem wo und wie lange das Kleidungsstück berührt wird, werden unterschiedliche Partikel von Texten abgespielt „es ist eine Art Komposition“.

Welche Textstücke sind durch die Berührung zu hören?

Naa Teki: Es sind verschiedene Textpartikel. Es gibt keine Kontinuität, das heißt man wird quasi in die Geschichten hineingeworfen, die manchmal kürzer oder länger sein können. Die Besucher haben die Möglichkeit, einfach nur kurz rein zu hören, sich alles an zu hören oder sich selbst eine Geschichte zu erstellen. Je nachdem wo man das Kleidungsstück berührt.

Wie würdet ihr euer Projekt in drei Worten beschreiben?

Sophie: Wearable poetic interaction.

3_text_und_ilien-sophie_skach_und_ naa_teki_lebar © Naa_Teki_Lebar

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text_und_ilien-sophie_skach_und_ naa_teki_lebar © Naa_Teki_Lebar         Fotos: © Naa Teki Lebar

Linda Weidinger
lindawe3@gmail.com

Online-journalist. Studied Media and Communication Science and Cultural Anthropology in Vienna. Loves fashion, new trends and extraordinary people :)