
24 Apr “Wir wollen Mode nachhaltiger machen”
Nachhaltigkeit und schöne Designs liegen der H&M Conscious Exclusive Collection 2017 zu Grunde. Dabei setzte der Fast Fashion Konzern unter anderem auf das innovative, nachhaltige Material BIONIC® – ein aus den Ozeanen, aus Kunststoffabfällen, gewonnener Polyester. Am Take Festival 2017 ist H&M mit einem Parcours Projekt vertreten, das einen Einblick in den Entstehungsprozess der Kollektion gewährt. Kerstin Sellner, von H&M Österreich, spricht über die Kollektion, wie H&M mit Nachhaltigkeit umgeht und was die Besucher im Ausstellungsraum erwartet.
Sie sind Sustainability Coordinator für H&M Österreich. Wie definieren Sie persönlich Nachhaltigkeit?
Für mich umfasst Nachhaltigkeit alle Lebensbereiche. Es geht um die Art und Weise, wie man mit Energie und Ressourcen umgeht, aber auch wie man seinen Müll trennt und recycelt und wie man konsumiert.
Und wie steht H&M dem Begriff gegenüber?
H&M möchte Alternativen zu den gängigen Kollektionen anbieten. Diese bestehen aus nachhaltigen Materialien, mit denen wir verstärkt arbeiten. Natürlich unterstützen wir auch Textil-Recycling und versuchen neue Innovationen aufzugreifen und auch mit Wissenschaftlern zusammen zu arbeiten, um Ziele für die Zukunft zu definieren. H&M setzt dabei auf ein Satement – “Wir wollen Mode nachhaltiger machen und Nachhaltigkeit zur Mode machen.”
Gerade in den letzten Jahren hat sich das Thema Nachhaltigkeit auch verstärkt in der Mode etabliert. Warum denken Sie wird gerade jetzt vermehrt darauf geachtet – kann man von einem Trend sprechen?
Ich würde nicht sagen, dass es gerade erst jetzt passierst und ich kann in dem Fall nur für H&M sprechen. Die ersten Schritte zu mehr Nachhaltigkeit hat man schon in den 90ern getätigt und seit gut zehn Jahren geht es mit großen Schritten voran. Wir haben sehr früh erkannt, dass es vielmehr eine Notwendigkeit als ein Trend ist. Das Thema wird für Konsumenten immer wichtiger, man definiert sich ja auch durch Kleidung, unterstreicht seinen Stil, spürt die Kleidung auf der Haut und möchte daher auch wissen, wie diese entstanden ist und welche Materialien dafür verwendet wurden.
Sie sagen, dass die Konsumenten vermehrt darauf achten. Wie sehr spürt H&M als Fast Fashion Unternehmen diesen Druck von außen?
Den merken wir durchaus. Die Nachfrage nach den Conscious Kollektionen ist groß und generell gibt es ein verstärktes Interesse der Leute, die dann auch per Mail oder direkt in den Stores zu diesem Thema nachfragen.
Die Conscious Exclusive Collection 2017 wird aus nachhaltigen Materialien, wie zum Beispiel BIONIC®, hergestellt. Ist es denkbar, auch die Kollektionen während des Jahres aus diesem Material zu fertigen?
Prinzipiell geht es bei der Conscious Exclusive Collection darum, mit neuen Materialien zu experimentieren. Dabei haben sich immer Fortschritte ergeben und das hat natürlich Einfluss auf unsere gängigen Kollektionen. BIONIC® ist ein recycelter Polyester aus Kunststoffabfall und dieses Material wird für uns immer wichtiger. Im Moment sind wir weltweit die zweitgrößten Verwender dieses Materials. Dabei reduziert man den Energieverbrauch und im Prinzip wird Müll zu einer neuen Ressource. Kürzlich wurde unser Nachhaltigkeits-Bericht veröffentlicht, in dem wir die Zahlen für 2016 bekannt gegeben haben. Die Menge, die wir im letzten Jahr verarbeitet haben, entspricht etwa 180 Millionen PET-Flaschen.
H&M ist dieses Jahr mit einem Ausstellungsraum am Take Festival vertreten. Was genau gibt es dort zu sehen?
Wir zeigen ein Kleid aus der Kollektion. Es geht dabei um eine Kunstinstallation, in der wir das Ausgangsmaterial präsentieren – ein Fischernetz, das Kleid und wie sich beides miteinander verbindet. Wir nennen es auch “The Journey of a Dress”.
Nachhaltige Materialen ist das eine Thema. Wie sieht es mit Produktionsbedingungen aus?
Wir haben ein sustainability commitment, das alle unsere Lieferanten unterzeichnen und zur Einhaltung verpflichtet. Das wird strikt kontrolliert wird und umfasst Arbeitsrechte, Sicherheit, Entlohnung, das Verbot von Kinderarbeit und seit einigen Jahren auch vermehrt Engagement im Bezug auf Umweltbedingungen. Langfristig möchten wir erreichen, dass generell faire Löhne in der gesamten Textilproduktion erreicht werden. Nicht nur in Bezug auf unsere Produkte. Wir achten darauf, dass immer der Mindestlohn ausbezahlt wird und der Durchschnittslohn auch darüber liegt. Wir tragen das auch offen nach außen und sprechen darüber.
Bedeuten faire Löhne nicht gleichzeitig eine Erhöhung der Preise für die Endkonsumenten?
Die tragen wir selbst. Wir wollen den Preis für unsere Kunden nicht erhöhen. Wir sehen diese Verantwortung bei uns.
Zum Schluss: Wo shoppen Sie selbst – auch Second Hand?
Natürlich kaufe ich gerne Produkte von H&M. Ich achte auf die Qualität der Kleidungsstücke und trage sie so lange es geht. Ich versuche den Lebenszyklus des Kleidungsstückes zu verlängern. Das hat auch damit zu tun, dass ich mittlerweile weiß, was mir steht und ich somit nur noch Lieblingsstücke in meinem Kleiderschrank habe. Wenn ich mir etwas neues kaufe, achte ich darauf, dass die Baumwolle aus biologischem Anbau stammt. Und ja, ich trage auch gerne Second Hand :).
Bilder: H&M