Schnappschüsse, Katzen und das Wetter in 20 Jahren

Naa Teki

Schnappschüsse, Katzen und das Wetter in 20 Jahren

Ein Interview mit der Take Festival-Bloggerin und Fotografin Naa Teki Lebar

Naa Teki Lebar hat bildende Kunst und Fotografie an der Sir John Cass School of Art, Media & Design und dem London College of Communications in England studiert. Sie schreibt und fotografiert. Im Augenblick lebt und arbeitet sie in Wien. Seit 2015 ist sie Teil des Künstlerinnenkollektivs The Bosom Friends. Ich treffe Naa Teki in einem Cafe in Wien. Sie ist gut gelaunt und trägt einen schwarzen Adidas Trainingsanzug. Wir trinken hausgemachte Ingwerzitronenlimonade, überlegen sehr lange welches Stück Kuchen wir bestellen wollen und unterhalten uns über ihre künstlerische Arbeit als Fotografin.

Was inspiriert dich?
Alltag, FreundInnen, Literatur, Theater, Licht.

Wie stehst du zu Selbstinszenierung in der Fotografie im digitalen Zeitalter?
Fotografie ist immer eine Art von Inszenierung, analog oder digital macht diesbezüglich nicht viel Unterschied für mich. Die Geschwindigkeit hat sich bloß verändert und die Reichweite. Ich persönlich mag Inszenierungen sehr gerne, dafür liebe ich die Fotografie ja. Das ist wie eine Bühne. Man darf es nur nicht zu sehr mit der Realität verwechseln.

Wie stehst du zu Instagram? Bist du auf Instagram?
Es hat wahrscheinlich noch nie so viele Bilder von Granatapfel und Mangostückchen in Salat gegeben (lacht). Ja bin ich, @naa_teki. Da poste ich meistens Bilder meines kontinuierlichen Projekts “Diary”. Aber Granatäpfel haben da weniger oft Auftritte.

Seit wann fotografierst du?
Ich denke, so wie die meisten bin ich mit Fotografie aufgewachsen. Familienalbum und so. Und das mach ich eigentlich auch immer noch. Jetzt nennt sich’s dann Fotobuch und das Konzept von Familie erweitert sich, aber im Prinzip ist mein Projekt ‘Diary’ einfach nur die Weiterführung von etwas, was ich nie aufgehört habe zu tun (lacht).

Was nervt dich an der Fotografie?
Verpasste Bilder und schweres Equipment.

Warum ist Fotografie wichtig für dich?
Ich glaube Fotografie ist für mich ein Prozess des Verstehens. Eine Art die Realität greifbar zu machen – aber es verzerrt sie auch. Obwohl sie diesen Anschein macht, gibt es Objektivität in der Fotografie nicht und das mag ich.

Wer sind deine künstlerischen Vorbilder?
So direkte Vorbilder habe ich nicht. Aber es gibt KünstlerInnen, dessen Arbeit ich sehr schätze. Spontan fallen mir da Cindy Sherman, Alex Prager, Viviane Sassen, Jeff Wall, Larry Sultan und Nan Goldin ein. Plus Sophie Calle, Tracy Emin, R.W. Fassbinder, Jim Jarmusch, Chris Marker.

In welchem Bereich hast du bisher gearbeitet?
In England habe ich in der Portrait- und Modefotografie gearbeitet und in Ghana habe ich journalistisch für die Ghanaian Times fotografiert. Nebenbei habe ich aber immer meine eigenen Projekte gemacht.

Was sind deine Lieblingsprojekte im Bezug auf Modefotografie?
Besonders gerne fotografiere ich Mode, die nicht nur einen Zweck erfüllt, sondern auch ein Konzept hat. Spontan fallen mir da die Kollektionen von Maximilian Rittler und Sophie Skach ein, die habe ich wirklich sehr gerne fotografiert.

Kannst du mir ein paar quickfirequestions beantworten?
Sicher. Ich bin ready.

Menschen oder Tiere?
Katzen!

Drinnen oder draußen?
Draußen. Oder drinnen mit großen Fenstern.

Alleine oder mit Team?
Beides.

Nikon oder Canon?
Es geht auch mit einer 10€ Yashica von Willhaben (lacht).

Hättest du eine spezielle Bezeichnung für deine Ästhetik?
Ich denke, ich wandere immer zwischen Schnappschussästhetik und konstruiertem Bild, das kommt auf das Projekt an.

Was sagst du zu Handyfotos?
Why not?

In welchen Situationen fotografierst du besonders viel?
Wenns schön ist und wenns nicht schön ist, das kann auch schön sein.

Wofür interessierst du dich?
Ich stalke Katzen (lacht). Und ich liebe Theater.

Wo siehst du dich in 20 Jahren?
Keine Ahnung. Unvorhersehbar wie das Wetter.

Die fünf besten Fotomotive, die dir gerade einfallen?
1 Abschiede durch Zugfenster
2 Innere Monologe vor Bäumen
3 Mindestens eine Katze im Bild
4 In Gedanken versunkene FreundInnen
5 Palmen in der Nacht …oder Schneeflocken mit Blitz (lacht)

Mehr von Naa Tekis schönen Bildern findet ihr auf ihrer Website, oder folgt ihr gleich auf Instagram und Tumblr.

Marie Luise Lehner
marieluiselehner@gmail.com

Marie Luise Lehner studiert Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst, Wien.