“Disziplinen beleuchten, die sonst im Hintergrund bleiben”

Elvyra Geyer und Zigi Mueller-Matyas

“Disziplinen beleuchten, die sonst im Hintergrund bleiben”

Die Mitgründerinnen und Organisatorinnen des Take Festivals Elvyra Geyer und Zigi Mueller-Matyas erzählen im Interview vom Wiener Stil, den Untiefen ihrer Kleiderschränke und wie aus einer anfänglichen Idee unter Kollegen ein gefeiertes Festival für Independent Fashion und Kunst entstehen konnte.

 

Vom 25. – 29. April bietet das Take Festival in der Dominikanerbastei erneut Designern und Künstlern gleichermaßen eine Bühne. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Mode und Kunst in dieser Form zu verbinden?

Elvyra: Wir sind mit unseren Kolleginnen von der Austrian Fashion Association zusammengesessen und haben überlegt, ob es nicht die Möglichkeit gäbe ein Event zu schaffen, bei dem Mode zwar ein zentraler Punkt ist, aber die Kunst im Vordergrund steht. Nach und nach kam dann die Idee, unterschiedliche Kunstsparten miteinzubinden.

Zigi: Mode und Kunst vertragen sich auch einfach sehr gut. Mode ist Kunst. Design ist Kunst. Und Kunst spiegelt sich immer auch in der Mode wider.

Gibt es denn international ein vergleichbares Festival, bzw. ein Vorbild für das Take?

Elvyra: Nein, das ist alles einfach passiert. Ich muss ganz ehrlich sagen, wohin es sich entwickelt, wissen wir heute noch nicht. Vielleicht kommen noch ganz andere Kunstsparten hinzu. Wir sind hier ganz offen und lassen die Sachen auf uns zukommen.

Werden heuer auch internationale DesignerInnen und KünstlerInnen vertreten sein?

Zigi: Wir arbeiten daran. Wir haben unter anderem eine Kooperation mit Playground Vienna und damit zahlreiche internationale Visual Artists in unseren Reihen.

Im letzten Jahr führte euch euer Konzept bereits zum Erfolg. Was wird das Highlight beim diesjährigen Festival werden?

Elvyra: Ich kenne die einzelnen Projekte inhaltlich noch nicht, aber ich bin jemand, der sehr gerne verschiedene Dinge miteinander verknüpft. Mode, Visuals und Musik – das alles gehört für mich zusammen und wir werden dieses Mal auch die Disziplinen in stärkerer Form beleuchten, mit denen Mode normalerweise nur präsentiert wird. Mode steht dann zwar immer noch im Vordergrund, aber teilweise eben auch im Hintergrund. Das macht den besonderen visuellen Reiz aus.

Paris, New York, Mailand und – Wien? Was braucht es, damit Wien in Zukunft zu den Modemetropolen dieser Welt zählt?

Zigi: Am Ende des 19. Jahrhunderts war Wien gemeinsam mit Paris und London DIE Modemetropole Europas. Es kamen zwei Weltkriege und es hat lange gedauert, bis alles wieder aufgebaut war und man sich Mode auch wieder leisten konnte. Wien ist sicherlich nicht Mailand, Paris oder New York. Wien ist klein und fein und umgeben von Ländern, wie Slowakei, Polen und Ungarn, die eine ebenso exquisite Modeszene haben. Wien ist auf einem guten Weg, wieder eine anerkannte Modestadt zu werden.

Was macht den Wiener Stil aus?

Zigi: Es gibt unterschiedliche Stile in Wien. Viele heimische Designer verfolgen grafische Stile, ein paar DesignerInnen eher verspielte Stile. Außerdem gibt es einen sehr, sehr großen Markt für Couture.

Welche Schätze findet man in deinem Kleiderschrank? Was trägst du privat?

Elvyra: Ich bin im Winter ein “Schwarzträger”. Ich trage alle möglichen Formen, Facetten und Stile in schwarz, Grauschattierungen oder Weiß und im Sommer Farben.

Zigi: Ich trage immer mindestens ein Designerteil, heute sogar zwei: MILK und KAYIKO. Meistens trage ich zu Basics einen österreichischen Designer. Ich liebe es bunt oder komplett schwarz, habe aber auch noch Kleidungsstücke von meiner Mutter aus den 1950er und 1960er Jahren. Und ich liebe Schuhe, vor allem Boots in allen Variationen. Ich besitze fast 300 Paar.

Gibt es eine Modeikone, mit der du dich gerne einmal auf einen Kaffee verabreden würdest?

Elvyra: Anna Wintour. Ich würde gerne wissen, woher ihr Zugang kommt und sie fragen, ob sie einfach nur eine ganz normale Redakteurin ist, die so geworden ist, wie sie ist oder ob sie doch viel tiefer in der Modewelt verwurzelt ist.

Ein Blick in die Kristallkugel: Wohin wird sich das Take Festival in den nächsten 10 Jahren entwickeln?

Elvyra: Das Take ist gemeinsam mit der Location entstanden. Da diese aber heuer zum letzten Mal existiert, sind wir bereits auf der Suche nach einer ähnlichen Location, die vielleicht auch gerade leer steht. Unser Ziel ist sicherlich noch ein bisschen größer zu werden und internationale Kooperationen und Partnerfestivals anzusprechen.

 

Foto: Studio Mato

Cornelia Knabl
cornelia.knabl@hotmail.com

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