
04 Mar Markus Hausleitner – im Gespräch mit dem kreativen Multitalent.
Markus Hausleitner ist nicht nur Mitbegründer des 2006 gegründeten Modelabels “House of the very island’s club division middlesex klassenkampf but the question is where are you, now?”, sondern auch begnadeter DJ und selbsternannter Musiknerd. Dieses Jahr sorgt er als künstlerischer Leiter beim TAKE Festival für Atmo- und Soundsphären. Wir haben das sympathische Multitalent zum Gespräch im Café des Vintage Shops “Burggasse 24” getroffen und mit ihm über seine Liebe zur Musik, Nachhaltigkeit und die goldenen Siebziger gesprochen…
Ariadne: Hallo Markus! Wie bringst Du als künstlerischer Leiter Mode und Kunst im Rahmen des TAKE Festivals in Verbindung?
Markus: Meine erste Idee war eigentlich, irgendwas mit Musik zu machen. Da ich selbst Musiknerd bin und Musik immer eine große Quelle der Inspiration für mich ist. Deshalb möchte ich während des Festivals mit der Künstlerin “Chra” zusammenarbeiten. Als ich sie das erste Mal beim “Berlin Atonal” gesehen habe, war ich hin und weg und dachte mir dann, es wäre Wahnsinn, sie mal nach Wien zu holen für eine Live-Performance. Auf dieser Idee baue ich jetzt das ganze künstlerische Konzept auf. Da es letztes Jahr ja ein “Tableau Vivant” gegeben hat, möchte ich heuer wieder eine ganz klassische Show inszenieren. Also ein Hauptpunkt wird Live-Sound sein und das ganze Drumherum ist gerade im Entstehen.
Kristina: Du bist ja bekennender Musiknerd und DJ… Stell Dir vor Dein Leben wäre eine Schallplatte, wie würde das Cover aussehen?
Markus: Schwarz (lacht). Schlicht, schwarz, reduziert – vielleicht mit einem ganz leichten, reliefartigen Druck. Aber eigentlich – the Darkness.
Ariadne: Du hast ja selber schon etliche Modepreise erhalten, unter anderem auch den Modepreis der Stadt Wien im Rahmen der Austrian Fashion Awards 2004. Was können sich die Gewinner der Austrian Fashion Awards anhand deiner persönlichen Erfahrung erwarten? Hat sich bei dir damit viel verändert?
Markus: Das war bei mir gleich nach Uni und damals eine super Starthilfe. Wir haben das Preisgeld, die 10.000 €, gleich in die erste Kollektion und Präsentation investiert. Das war wirklich eine große Unterstützung für uns.
Kristina: Junge, aufstrebende Modemacher bekommen ja immer gesagt, wie schwierig es ist, in dem Business erfolgreich zu werden. Was gibst Du Deinen Studenten als Professor für Mode an der Angewandten auf den Weg mit, damit sie nicht den Mut verlieren, weiter zu machen?
Markus: Sich nicht abschrecken zu lassen und es einfach durchzuziehen. Man muss sehr enthusiastisch an die Sache rangehen. Wenn man sich zwingt, Mode zu machen, dann soll man es gleich bleiben lassen. Es ist wirklich ein toughes Business und es hat sich auch viel verändert in den letzten Jahren – es wird immer härter für kleine Labels. Eine weitere Sache, die sehr hilfreich sein kann, ist, wenn man sich bereits im Vorhinein überlegt, wo man sich positioniert als Designer. Man muss ja nicht gleich nach Paris gehen oder international verkaufen, sondern einfach eine kleine Nische finden, in der man gut ist oder sich spezialisiert. In den letzten Jahren haben auch viele Absolventen in renommierten Häusern gute Jobs bekommen – also man muss sich nicht zwingend selbständig machen.
Kristina: Eure Nische war dann nachhaltige Unisex-Mode…
Markus: Ja das hat eigentlich am Anfang keiner verstanden. Das ist jetzt auch schon zehn Jahre her… damals wie wir angefangen haben mit Ökostoffen, Nachhaltigkeit und diesem All-sexes/ Unisex, haben die Leute sich wirklich gefragt was wir damit eigentlich wollen. Und heutzutage ist das alles ja common sense. Zum Beispiel wird momentan auch überlegt, ob man überhaupt die Fashion Weeks für Männer- und Damenmode zusammenlegt und es nur mehr zwei Termine pro Jahr geben soll.
Ariadne: Wie hat sich Wien als Modestadt verändert in den letzten Jahren? Hast Du das Gefühl, dass die Menschen offener geworden sind?
Markus: Hmm, das glaub ich nicht, um ehrlich zu sein. Es gibt ja das typische Paradebeispiel von Helmut Lang, dem österreichischen Designer, der erst hier anerkannt worden ist, nachdem er im Ausland erfolgreich war – ist auch schon zwanzig Jahre her. Aber auch bis heute sehe ich Wien nicht wirklich als Modemetropole.
Ariadne: Das heißt österreichischen Jungdesignern liegen schon einige Steine im Weg?
Markus: Ja, es liegen sehr viele Steine im Weg. Aber dass es ja auch generell für Jungdesigner extrem schwierig ist, ist allseits bekannt. In New York oder so gibt es vielleicht ein größeres Netzwerk, aber wirklich leicht ist es nirgends.
Kristina: Wieso wählst du dann ausgerechnet Wien als deinen Standort?
Markus: Weil hier meine ganze Community ist, die Menschen, mit denen ich gerne zusammen arbeite. Es war jetzt auch nie die Überlegung nach Paris oder so zu ziehen, weil das damals auch gar nicht finanzierbar gewesen wäre.
Ariadne: Gut, bleiben wir in Wien. Worauf können sich Mode-, Kunst- und Live-Sounds-Interessierte beim TAKE Festival denn freuen?
Markus: Das Hauptaugenmerk ist natürlich schon auf junge DesignerInnen und deren Kollektionen gelegt. Das impliziert dann natürlich Shows und Runways, die Location (Alte Post) bietet das ja auch an. Aber das ganze wird noch mit Irritationen geschmückt, ich bin gerade dabei, die noch auszutüfteln.
Ariadne: Auf welche Aufgabe beim Festival freust Du Dich am meisten?
Markus: Ein toller Moment ist immer, die Kollektionen das erste Mal zu sehen. Und ich freue mich schon auf den Sound, beziehungsweise auf das Fensterscheppern.
Kristina: Noch ganz was anderes. Wir sind ja hier in einem Café das zu einem Vintage-Laden (Burggasse 24) gehört. Und momentan gibt es ein großes Revival der 70er Jahre. In welchem Jahrzehnt würdest Du gerade gerne leben?
Markus: Gute Frage. Ich glaub die späten 70er Jahre. Also nicht so Gucci-Style, auch wenn ich die neue Kollektion super finde, sondern eher die ganze Post-Punk und New-Wave Szene aus den Endsiebzigern, Beginn der Achtziger Jahre, die hätte ich gerne gesehen.
Kristina: Letzte Frage. Welches Kleidungsstück aus deiner Kindheit ist Dir in Erinnerung geblieben?
Markus: Wir sind 4 Brüder und hatten alle die selben roten Winter-Fellmützen mit weißem Fell drauf, die hatten wir alle uniform, in einer Reihe aufgestellt, von groß bis klein an. Das weiß ich noch.