
18 Apr “Mir war wichtig, dass die Frauen stark wirken”
Mode, Kunst, Fotografie, Film und Musik – mit ihren Parcours Projekten “RESTRUCTURED” und “I TAKE YOU !” konzentrieren sich Fotografin Elsa Okazaki und Künstlerin Olga Georgieva auf Menschen und ihre Mode und bringen dabei jene Disziplinen in Einklang.
RESTRUCTURED
Eine futuristische Vision, abgelichtet von Fotografin Elsa Okazaki, die mit ihrer Serie “RESTRUCTURED” die Kreationen von Flora Miranda zeigt und die Stärke der Frau in ihren Bildern zum Ausdruck bringt. Im Interview spricht sie über die Zusammenarbeit mit der Designerin und eine Liebesgeschichte, die sie nach Wien führte.
Porträt Elsa Okazaki, © Elsa Okazaki
Du zeigst am Take Festival eine Fotoausstellung. Um welche Fotografien handelt es sich?
Elsa: Es ist eine Serie mit der Mode von Flora Miranda. Sie ist eine junge Modedesignerin und ich finde das was sie macht, vor allem das Futuristische, sehr interessant. Bei einem spontanen Foto-Shooting ist dann eine Serie entstanden und ich werde einen Teil davon zeigen.
Wie bist du auf die Arbeiten von Flora Miranda gestoßen?
Ich habe ihre Mode gesehen und war sehr von ihren Arbeiten beeindruckt. Daraufhin habe ich sie kontaktiert und getroffen. Sie war mir sofort sympathisch und wir verstehen uns gut. Das macht die Zusammenarbeit natürlich besser und spannender.
Was möchtest du mit den Fotos zum Ausdruck bringen?
Mir war wichtig, dass die Frauen auf den Bildern stark wirken. Der Raum, den ich zur Verfügung habe, hat einen futuristischen Touch und die Bilder passen perfekt hinein. Ich habe nicht viel geplant. Ich lasse generell den Moment zu – das Make-up der Models und die Stimmung.
Bist du in erster Linie als Modefotografin tätig?
Ich würde sagen Porträtfotografie mit sehr viel Bezug auf Mode. Ich mache immer wieder Fotos für “die Presse Schaufenster” und arbeite sehr gerne mit Models zusammen. Mode begeistert mich schon immer und daher freue ich mich, in diesem Bereich zu arbeiten. Generell arbeite ich gerne mit kreativen Leuten zusammen – Tänzer, Schauspieler, Musiker.
In deinen Fotografien steht also der Mensch im Vordergrund.
Ich fotografiere auch gerne Landschaften, bevorzuge es aber Menschen zu treffen. Das hat damals angefangen, als ich Leute fotografiert habe, die mich begeistert haben. Das waren zum Teil Musiker, weil ich selbst auch viel aufgelegt habe. Jeder Mensch hat etwas Schönes und Besonderes an sich und das fasziniert mich.
Du kommst ursprünglich aus Frankreich und lebst jetzt in Wien. Gefällt es dir hier?
Wir sind damals aufgrund einer Liebesgeschichte nach Wien gekommen. Meine Mama heiratete meinen Stiefvater, der Österreicher ist. Mein Bruder und ich waren Teenager und am Anfang war es nicht so einfach aber jetzt sind wir glücklich, dass wir fast echte Wiener geworden sind.
Wie bist du zur Fotografie gekommen?
Mein Vater, der Japaner ist, hat zum Spaß fotografiert und es war auch schon die Leidenschaft meines Großvaters. Irgendwann hat mir mein Vater eine Kamera geschenkt… Ich habe angefangen Leute zu fotografieren und habe sie auch oft damit genervt (lacht).
Wie haben die Leute denn darauf reagiert?
Als ich zwölf war, war das schon ok. Ich habe immer gelächelt und begegnete den Menschen immer sehr positiv. Es waren auch Freunde, also war es leichter. Auch wenn ich kurz damit nervig war, waren sie immer froh, die Bilder danach zu haben. Später wurde ich hartnäckiger. Wenn ich ein Foto machen wollte, habe ich alles dafür getan. Ich bin damals in Budapest bei einem Konzert von Justice einfach in den Backstage Bereich geklettert. Das würde ich heute wahrscheinlich nicht mehr machen. Aber auch wenn die Leute anfangs genervt reagieren weiß ich, dass sie sich danach freuen, das Foto zu sehen und zu besitzen. Es friert den Moment ein und das ist das Schöne an der Fotografie.
I TAKE YOU !
Wenn das Take Festival beginnt, macht die Künstlerin Olga Georgieva ihren ersten Pinselstrich. Am Take Parcours bespielt sie einen gesamten Raum mit einem Live Painting. Olga zeichnet im Moment und hält Begegnungen mit Besuchern fest. Gemeinsam mit Musikerin und Komponistin Mirjam Wällstedt aka Mirre M und Visualist Florian Tanzer von LUMA.LAUNISCH entsteht eine Fashion Oper.
Porträt Olga Georgieva, © Vienna Tourism
Dein künstlerischer Weg ist von autobiografischen Merkmalen und persönlichen Begegnungen geprägt. Kannst du etwas zu dieser Herangehensweise erzählen?
Olga: Ich habe die Kunst anfangs für mich selbst als eine Art Psychotherapie gesehen, um mich zu beruhigen und meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ich fotografiere mich oft selbst in einer gewissen Situation und übertrage das auf eine Leinwand. Im Moment ist meine Kunst aber weniger autobiografisch sondern mehr von der Begegnung mit anderen Menschen geprägt. Ich lasse mich von den Passanten auf der Straße inspirieren. Als ich in China war, habe ich unter einer Brücke live gezeichnet. Jeden Tag kamen Passanten vorbei und ich habe diese Menschen als Motiv genommen. Es ist spannend, wenn sich Menschen in meiner Arbeit wiederfinden.
Am Take Festival wirst du auch live zeichnen. Geht das in dieselbe Richtung?
Ich werde versuchen, dass ich mich auf die Besucher und die Mode konzentriere. Für mich ist Live Painting etwas sehr Spannendes – ich liebe die Konfrontation mit Menschen, Fragen zu beantworten und mich auf den Mensch an sich zu konzentrieren.
Du konzentrierst dich in deinen Arbeiten generell verstärkt auf die Kleidung der Leute und weniger auf körperliche Attribute.
Ja. Im Jahr 2007 habe ich eine kleine Serie gemacht mit Radierungen. Die Muster haben die Charaktereigenschaften der Menschen beschrieben. Wenn eine Person Musik gehört hat, habe ich Kassettenrekorder auf das Kleidungsstück gezeichnet.
Bildest du die Kleidungsstücke so ab, wie du sie gesehen hast?
Ich konzentriere mich mehr auf die Muster. Wenn mir ein Muster gefällt, dann mache ich ein Foto und versuche es zu zeichnen.
Wie können sich die Leute dann in den Bildern wieder erkennen?
Oft an den Gesichtszügen. Wenn es zum Beispiel um eine Auftragsarbeit geht und sich die Menschen wieder erkennen möchten, dann übertrage ich die Gesichtszüge.
In deinen Arbeiten tauchen immer wieder rote Linien auf. Was bedeuten diese?
Das hat im Rahmen einer Auftragsarbeit an der Universität angefangen. Wir sollten uns Gedanken zum Thema Regime zu machen. Ich denke wir leben alle in einem Regime, das von unserer eigenen Vernunft definiert wird. Immer wenn wir etwas machen, womit wir nicht klar kommen, verschieben wir Grenzen, damit wir trotzdem zu uns stehen können. Die rote Linie ist also eine Art Vernunftgrenze.
Beim Take Festival gibt es zusätzlich eine “Fashion Oper”. Dafür hast du die Komponistin Miriam Wällstedt und Florian Tanzer eingeladen. Was darf man sich darunter vorstellen?
Miriam wird ein Lied komponieren und Florian die Visuals dazu erarbeiten – inspiriert von den Leuten am Festival. Unsere Kunst verschmilzt dann zu einem Ganzen. Es wird sicher spannend.
Du kommst aus Bulgarien. Wie ist die Kunstszene dort im Vergleich zu Wien?
In Wien passiert Vieles, das ist in Bulgarien nicht so. Der Kunstmarkt ist kleiner und es gibt weniger Sammler. Aber ehrlich gesagt kenne ich mich mit der Kunstszene dort gar nicht mehr so gut aus. Wenn ich nach Bulgarien fahre, kaufe ich mir gerne Kleidung von bulgarischen Designern – die sind ausgefallen.
Bist du wegen der Kunst nach Wien gekommen?
Mit fünfzehn habe ich mir Wien wie eine sonnige weiße Stadt vorgestellt. Ich hatte immer vor, sobald ich achtzehn bin, in Wien zu leben. Ich wollte mich befreien. In Bulgarien war die Herangehensweise an Kunstuniversitäten konservativer. Hier hat man mehr Freiheiten und das schätze ich sehr.
Titelbild: © Elsa Okazaki