
15 Apr „Never stop exploring”. Jürgen Kleft macht den Jackentest
Take Parcours Teilnehmer Jürgen Kleft testet beim diesjährigen Take Festival in der Alten Post Jacken. Ein Gespräch über Zelte, Shellpunks und Mode als Forschungsgebiet.
Dina Lucia Weiss: Kannst du dich kurz vorstellen?
Jürgen Kelft: Ich bin Jürgen Kleft, zusammen mit zwei Freunden habe ich 2012 das gleichnamige Kollektiv und 2013 den Verein wie auch off-space „Zelt“ gegründet. Wir sehen uns als Künstler, Forscher, Wissenschaftler.
Dina Lucia Weiss: Welcher Kategorie Künstler darf man dich zuordnen (Installation, Performance, Foto, etc.)?
Jürgen Kleft: Camper.
Dina Lucia Weiss: Das Zelt begegnet einem in deinem Werk gleichsam einem roten Fader immer wieder. Welche Rolle spielt es für dich?
Jürgen Kleft: Das Zelt ist eines meiner Instrumente, eigentlich schon mehr als bloß Equipment. Es erlaubt spontane Raumnahme, um ebenso plötzlich, ohne Spuren zu hinterlassen, wieder zu verschwinden. Es ist der Ausgangspunkt für meine Forschungen. Es bietet Schutz und bildet trotzdem ein Ort der Zusammenkunft. Es lässt sich an den Orten mit der größten Aussicht aufstellen, es hat etwas Utopisches.

ZELT. Tank, Tv Exhibition Space, London 2014
Dina Lucia Weiss: Mit welchem Projekt wirst du beim Take Festival Parcours in der Alten Post vertreten sein?
Jürgen Kleft: Ich möchte einige Jacken testen. Ich baue dafür einen Ort, welcher Testbedingungen widerspiegeln soll. Im Endeffekt hat ja das Labor sehr viel mit der wissenschaftlichen Praxis zu tun.
Dina Lucia Weiss: Inwiefern gliedert sich deine Arbeit ein in ein zeitgenössisches Modefestival?
Jürgen Kleft: Mein Interesse gilt der Figur des Shellpunks. Shell kommt hier im weiten Sinn von der schützenden Schale, dem Unterschlupf, der Panzerung, im engeren Sinn von der Jacke, der Hardshell oder Softshell, also Funktionsbekleidung. Der Shellpunk zeichnet sich also unter anderem dadurch aus, eine gewisse Kleidung zu tragen. Diese, sie ist von ihm selbst hergestellt (Punk), weist nicht nur ästhetische oder funktionelle Attribute auf, sondern disponiert schon im Moment seiner Herstellung Dreck, Schmutz und Abnutzung, trägt als Objekt selbst in und an sich die Umwelt seiner Zuschreibung.
Dina Lucia Weiss: Spielt Mode eine Rolle in deinem Leben?
Jürgen Kleft: Als Forschungsgebiet, in dem Maße, dass Kleidung immer auch Ausdruck sozialer Konstellationen, aber auch gesellschaftlicher Konflikte ist. Außerdem sehe ich in Gewand und Verkleidung elementare Bestandteile in der Beschreibung von Zukunftsphantasien und Parallelwelten, sie diskriminieren zwischen Realität und Vision.

Kleid aus glasierter Keramik, 2015
Dina Lucia Weiss: Welche Musik hörst du beim arbeiten? Wo kommen dir die besten Ideen?
Jürgen Kleft: Gerade eben in Korea sind die deutschen Klassiker hoch im Kurs gestanden, also ein Bogen zwischen Richard Wagner und Sven Väth, vom Ritt der Walküren zu seinem Schweiß haben wir nichts ausgelassen. Aber eigentlich arbeiten wir am besten zum Sound unseres eigenen Kapellmeisters David Peschka als Pumahouseparty, der für uns die Soundtracks zu unseren Performances und Ausstellungen erforscht.
Dina Lucia Weiss: In einer Woche gehts los. Bist du schon aufgeregt?
Jürgen Kleft: Wieso aufgeregt? Wenn man vorbereitet ist, gelingt jede Expedition. Außer vielleicht bei Steve Fosset. Aber der war ja auch wirklich unglücklich.