Ode an die Freiheit

Freiheit

Ode an die Freiheit

Zwei Projekte, die die Freiheit des Individuums und seiner Interpretation in den Mittelpunkt rücken: Bei „A Marriott in Ritz Clothing“, das die unterschiedlichen Arbeiten von fünf KünstlerInnen vereint, wird dazu aufgefordert, Klischees zu durchbrechen und Kunst mit einem Augenzwinkern zu betrachten. Eva Wielandners Rauminstallation „Ein Totenhemd? … das Leben feiern“ inspiriert mit lyrischer Untermalung dazu, die Freiheit auf ein selbstbestimmtes Leben auszukosten – ohne den Tod dabei auszublenden.

 

A Marriott in Ritz Clothing

Ein Name – fünf Projekte: Hinter „A Marriott in Ritz Clothing“ stehen die fünf künstlerischen Formulierungen von Erika Eddie Fransson, Julia Goodman, Rebekka Hilmer, Jelena Micić und Lukas Ponyboy, die jeweils ein individuelles Bild von vielschichtigen körpernahen und -fernen Formen vermitteln und die BesucherInnen damit zur eigenen Interpretation mit einem Augenzwinkern einladen. Kuratiert wurde das Projekt von Lisa Niedermayr, die wir um einen kurzen Einblick gebeten haben.

Freiheit

© Julia Goodman

Freiheit

© Jelena Micic

Lisa, du bist bereits zum zweiten Mal beim TAKE Festival als Kuratorin vertreten – dieses Mal mit dem Projekt „A Marriott in Ritz Clothing.“ Was verbirgt sich hinter dem Namen?

Lisa: „A Marriott in Ritz Clothing“ ist unser Check-In beim Take Festival 2017. Es fühlt sich wirklich ein wenig so an als würden wir mit den Kunstwerken in die Take Parcours Räumlichkeiten der Alten Post in Wien einchecken. Von 26. bis 29. April werden fünf junge KünsterInnen in den Räumen 15 – 16 ihre höchst unterschiedlichen und individuellen Objekte und Installationen zu den Themen „Clothing“ – „Im Gewand eines Anderen sein“ – „schichten und sortieren“ – „visual statistics“ – „Handlungsräume erweitern“ – oder „Kunstwerke, die auch Alltagsgegenstände werden können“, den BesucherInnen präsentieren.

Was verbindet die fünf unterschiedlichen KünstlerInnen und ihre Projekte miteinander?

Lisa: Die Beschäftigung mit körpernahen und körperfernen Hüllen und Formen sowie Alltagsmaterialen und Handwerkstechniken, die alle auch sehr gut als Metapher mit einem großen Augenzwinkern funktionieren.

Was ist für dich als Kuratorin das Spannende an dem Projekt?

Lisa: Die Ausstellung spielt mit gesellschaftlichen Klischees und einem sehr feinen und freien künstlerischen Zugang zu Mode – Kleidung – Hülle.

„A Marriott in Ritz Clothing“ ist durchaus auch humorvoll und ironisch gedacht.

Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler kommen nicht unbedingt aus der Branche, sind nicht explizit Modedesigner, sondern sie kommen aus verschiedenen Bereichen der Bildenden Kunst, wie digitale Medien, Video, Malerei, kontextuelle und performative Kunst – also aus „scheinbar“ völlig anderen Gebieten und bringen aus dieser Perspektive ihren sehr persönlichen und individuellen Zugang zu Kleidung in den Vordergrund.

Freiheit

© Lukas Reischauer aka Ponybo

Welcher Gedanke soll damit an die Besucher weitergegeben werden?

Lisa: Lukas Ponyboy, einer der teilnehmenden Künstler, hat dazu etwas sehr passendes gesagt: „Im Gewand eines Anderen sein, ein Kunstwerk das auch Alltagsgegenstand ist, sich hinter einer Fassade verstecken, sein wahres Gesicht verbergen“. Situationen die uns nur zu gut vertraut sind, denn wer kennt das nicht? Es geht ums „Handeln“, um das „Hand anlegen“ – und um Kleinteiliges, das ganz groß wird.

Woraus ziehst du Inspiration für künstlerische Projekte? 

Lisa: Aus meinen Beobachtungen und Begegnungen mit Anderen.

Freiheit

Lisa Niedermayr

 

 

Ein Totenhemd? … das Leben feiern

In Eva Wielandners Rauminstallation geht es um nichts Geringeres als: Leben und Tod. Von kindlichen Erinnerungen an die letzte Ruhestätte geprägt, befasst sich die Künstlerin in ihren aktuellen Arbeiten mit der Frage, wie und ob man dem unausweichlichen Ende mehr als ein „Carpe Diem“ entgegensetzen kann und untermalt diese mit Lyrik. Jede/r BesucherIn ist dazu eingeladen, die Antwort für sich selbst herauszufinden – und das Leben zu feiern.

Freiheit

© Eva Wielandner

Deine Rauminstallation trägt den Titel “Ein Totenhemd? … das Leben feiern” – was darf man sich darunter vorstellen?

Eva:

…….einen poetischen Moment,

…….einen Wimpernschlag Staunen,

…….1m²  Rosenwünsche,

……..die Erlaubnis zur Sehnsucht,

Bitterschokolade und Duft von Mandarinenbäumen.

Welchen Effekt erwartest du dir damit bei den BesucherInnen?

Eva: Ich habe keine Erwartungen, ich wünsche mir Augenblicke der Aufmerksamkeit.

Du vereinst zwei konträre aber doch voneinander abhängige Begriffe in diesem Projekt, nämlich Leben und Tod. Was steckt hinter dieser Idee?

Eva: Leben und Tod sind unweigerlich miteinander verbunden, ob wir damit einverstanden sind oder nicht. Ich habe einen großen Teich an Erfahrungen, was das Sterben, den Tod und das Leben betrifft. Es liegen viele persönliche Erinnerungen in dieser Arbeit. Eine Spanne zwischen innerer Verzweiflung, Lebensfreude und dem Gefühl von großem Glück.

Sprachlosigkeit ist ebenso eine Grundlage für diese künstlerische Verarbeitung. Wenn der Tod zu Besuch kommt, sollte man vorbereitet sein – der Tod ist der letzte Gast, im besten Fall kommt er am Ende der Feier. Es sind solche Sätze, die mir  beim Entwerfen des Projekts einfallen und mich dann auch begleiten.

Vor Ort selbst im gestalteten Raum werden Lyrikzeilen von Gerhard Vladar zu finden sein. Ich habe diese in einen ungewöhnlichen Kontext gesetzt, um zum Verweilen einzuladen .

Inwiefern inspirieren dich als Künstlerin Gedanken an die “Deadline”?

Eva: Die Gedanken daran verdichten das Leben.

Der tragische Witz ist, dass die wirkliche, wahrhaftige Deadline kein tatsächliches, vorliegendes Datum hat. Sie ist individuell im Kopfkino verankert – oder auch nicht.

Mich führt diese Linie zur Poesie. Zu den kostbaren Zaubergärten des Lebens.

Wie feierst du das Leben?

Eva: Still, bunt, laut, langsam,

alleine, zusammen,

mehrmals,

täglich, frühabends, gestern und morgen,

küssend, umarmend,

zaghaft, ausgelassen, zögernd und scheu,

singend, tanzend, lauschend, staunend,

demütig, frech und fliegend.

 

Freiheit

© Eva Wielandner

Nina Horcher
nina.horcher@gmail.com

editor & copywriter. studied journalism in graz, hamburg and vienna. if there’s no dog to pet, i like looking at art, photography and putting my thoughts into words.