
08 Apr Pia Bauernberger: “Keine Rüschen & kein Schnickschnack!”
Pia Bauernberger designt funktionale Kleidung, die im täglichen Leben unterstützt und die Persönlichkeit des Trägers unterstreicht – ohne viel Schnickschnack, dafür clean & reduziert. FUNKTIONiert! Davon ist übrigens auch departure überzeugt. Die Kreativagentur unterstützt die junge Designerin in ihrem aktuellen Projekt und gibt ihr somit die Chance sich von saisonalen “Zwängen” zu befreien…
Hast du dich immer schon für Mode interessiert?
Pia Bauernberger: Nein eigentlich nicht. Das hat sich eher daraus entwickelt, dass ich mir Gedanken darüber gemacht habe, was man so im Alltag braucht. Was angenehm ist, anzuziehen und was es noch nicht gibt. Funktionalität spielt dabei eine wichtige Rolle, die darf nie darunter leiden, wenn man Kleidung designt. Ich versuche, den funktionalen Aspekt immer mit Design und Ästhetik zu vereinen. Es ist mir immer wichtig, dass bei meiner Mode nichts Unnötiges dabei ist – kein Schnickschnack und keine Rüschen.
Trägst du deine Mode auch selbst?
Pia: Ab und zu schon. Aber nicht nur… das wäre auch fad (lacht).
Wer sind deine modischen Vorbilder?
Pia: Margiela finde ich zum Beispiel super. Die Sachen der englische Designerin Margaret Howell gefallen mir auch sehr gut. Hussein Chalayan, Jil Sander… diese Schiene.
Eines deiner Projekte heißt “A Character’s Coat”. Inwiefern denkst du, dass Menschen mit ihrem Kleidungsstil ihre Persönlichkeit nach außen kommunizieren?
Pia: Mode ist meiner Meinung nach ein absolutes Ausdrucksmittel und hängt sehr stark mit der jeweiligen Persönlichkeit einer Person zusammen. Die Kleidung ist etwas, was einen ständig umgibt und man kann sich damit durchaus bewusst oder unbewusst ausdrücken. “A Character’s Coat” – da geht es darum, dass ich Personen, hauptsächlich aus dem Kreativbereich, auch interviewe und sie frage wie ihr (Arbeits-)Alltag aussieht und welche Kleidung sie dabei unterstützen würde. Ich versuche dadurch herauszuarbeiten, wie ein Kleidungsstück aufgebaut sein muss, um dieser Person nicht im Weg zu stehen und sie gleichzeitig repräsentiert. Das Ziel ist es, den Charakter und die Arbeit der Person in einem Kleidungsstück widerzuspiegeln. Es war wirklich spannend, bereits am Anfang des Projekts zu sehen, wie sehr sich die teilnehmenden Personen darüber gefreut haben, dass sich endlich jemand mit dem Thema funktionale, ästhetische “Arbeitskleidung” auseinandersetzt.
Welche Berufsgruppen sind an deinem Projekt beteiligt?
Pia: Ganz unterschiedlich. Mit dabei waren zum Beispiel Designer, Grafiker, Goldschmiede, eine Lichtkünstlerin, eine Restauratorin…. Taschen waren hier bei den unterschiedlichen Berufen ein sehr wichtiger Aspekt, so wie Materialien und Farben natürlich auch.
Wie verläuft dein Arbeitsprozess? Eher intuitiv oder hast du bereits am Beginn ein Konzept vor Augen?
Pia: Im Grunde arbeite ich sehr konzeptuell. Die Idee zu entwickeln macht mir eigentlich am meisten Spaß. Das ist für mich der wichtigste Prozess, in den ich am meisten Zeit investiere. Wenn ich bereits zu Beginn ein ausgearbeitetes Konzept habe, ist die Arbeit danach für mich viel logischer und leichter durchzuführen. Ab und zu entstehen schon noch kleine spontane Veränderungen – zum Beispiel beim Schnittzeichnen oder Erstellen des Prototyps, aber das Grundkonzept existiert immer schon vorher.
Was hat sich für dich seit der departure Förderung geändert?
Pia: Mir stehen mithilfe der Förderung jetzt viel mehr Möglichkeiten offen. Ich hab dieses Konzept für die neue Kollektion schon ganz lange im Kopf und jetzt habe ich die Chance, es wirklich durchzuführen. Obwohl es eine untypische Herangehensweise an die Mode ist – ein längerer Prozess. Mein Ziel ist es nicht, saisonal zu arbeiten, sondern eher projektbezogen. Und das ist durch die Förderung nun auch gut möglich.
Eine deiner Kollektionen nennst du “Friday the 13th”… bist du abergläubisch?
Pia: Nein eigentlich nicht. Die Kollektion ist aus einem Hochzeitskleid entstanden. Eine Freundin von mir hat das Kleid zu ihrer Hochzeit am Freitag den 13. getragen. Im Zuge dessen habe ich mich damit auseinandergesetzt, wie ein Hochzeitskleid aussehen muss. Reicht es, wenn es weiß ist? Reicht es, wenn es lang ist? Wenn es ein Overall ist? Oder muss es einen Schleier geben?
Also hast du dich damit beschäftigt, wie sehr du es auf das Wesentliche reduzieren kannst?
Pia: Genau! Du bringst es auf den Punkt.
Was sind deine Leidenschaften abseits von deinem Beruf?
Pia: Ich interessiere mich sehr für Design und Architektur, reise gerne… ab und zu mach ich auch Sport (lacht).
Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Pia: Ich denke, dass ich schon vorerst in Wien bleiben werde. Ich lebe und arbeite sehr gerne hier. Ansonsten könnte ich mir Skandinavien auch noch vorstellen. Gerade für die Produktivität mag ich Städte die nicht so “schnell” sind. Was das Berufsfeld betrifft, finde ich Produktdesign zum Beispiel auch sehr spannend, also ich denke, dass ein Sprung von der Mode in die Schiene auch möglich wäre. Eben auch aus dem Grund weil ich denke, dass man Konzepte nicht nur in eine Richtung auslegen sondern Ideen auch in mehrere Richtungen verwerten kann.
Genau das wird ja jetzt beim TAKE Festival auch versucht – mehrere kreative Bereiche miteinander zu verbinden.
Pia: Genau das finde ich sehr schön.
Vielen Dank für das Gespräch, Pia!