
14 Mar ROSHI, MARINA & DIE GEMÜTLICHKEIT
Modedesignerin Roshi Porkar wird ihre Arbeit als Teil des Programms AFA support während des Take Festival vorstellen und außerdem gemeinsam mit der Künstlerin Marina Sula ein Projekt für den Take Festival Parcours realisieren.
Selten habe ich so charmant enstpannte Ausnahmetalente kennengelernt wie die Modedesignerin Roshi Porkar und ihre Freundin die Künstlerin Marina Sula. Bei Wein, Zigaretten & Soul Musik haben wir über die Wiener und ihre Gemütlichkeit, die Notwendigkeit von einem guten Partykleid und über eine mögliche Affäre mit David Bowie geredet…
Roshi, freust du dich schon aufs Take Festival?
Roshi: Ja ich finde es ist ein guter Spielplatz um neue Sachen zu probieren. Ich arbeite sehr gerne mit Freunden und Gleichgesinnten. Und für uns ist das das erste Mal, dass wir so ein Projekt gemeinsam machen und wir werden bestimmt Spaß an der Umsetzung haben.
Nun zu euch zwei … erzählt mir kurz von eurem Parcours Austellungsprojekt. Was erwartet uns?
Roshi: Es wird ein Video gezeigt, das aus der Zusammenarbeit zwischen einer Künstlerin, zwei Modedesignerinnen, einer Fotografin und Videokünstlerin entstanden ist. Prinzipiell geht es darin um Momentaufnahmen.
Marina: Das Video dreht sich auch darum, wohin man kommt wenn man Menschen aus den verschiedensten künstlerischen Bereichen zusammenbringt und was man damit erreichen kann.
Roshi: Genau, wir beschäftigen uns mit einem Thema und versuchen, die verschiedenen Standpunkte zusammenzubringen, um herauszufinden was man damit erreichen kann. Marina und ich wollten schon länger zusammenarbeiten und haben jetzt endlich im Rahmen des Take Festivals die Möglichkeit dazu.
Könnt ihr mir noch ein paar Details verraten?
Roshi: Ja, das Video wird in einem sehr dunklen Raum in Lebensgröße gezeigt werden. Als Zuschauer betritt man dann diesen Raum und ist quasi direkt im Geschehen.
Marina: Und es geht auch darum, wie Mode präsentiert und wahrgenommen wird. Wir setzten uns also mit den verschiedensten Präsentationsformen auseinander.
Marina, erzähl mir kurz von deinen Arbeiten, die ihr als Vorlage für euer Parcours Projekt ausgewählt habt?
Marina: Die Bilder, die auch in unsere Videoprojekte einfließen, sind aus einer Serie von Zeichnungen, die während dem Telefonieren und beim U-Bahn fahren, mithilfe einer App auf meinem Tablet entstanden sind. Sie bestehen aus Strichen und Linien, die an Orten des Transits produziert wurden. Wenn man gerade in der U-Bahn ist, am Weg wohin oder telefoniert und eigentlich über was anderes nachdenkt, befindet man sich an „Nicht-Orten“ wo man nicht man selber ist, sondern einfach nur da um wohin zu kommen. Man befindet sich zwar inmitten von Menschen, ist aber meist abwesend und bekommt in diesem Transit gar nichts mit. Und genau in diesen Momenten ist eine Serie von Zeichnungen entstanden. Sobald ich in der U-Bahn war, habe ich durch scrollen und swipen begonnen, diese Linien zu zeichnen und das hatte dann fast schon was Meditatives für mich. Mittlerweile gibt es ein Archiv von tausenden Zeichnungen, die daraus entstanden sind. Je nachdem wie schnell man seine Finger bewegt, desto breiter beziehungsweise feiner werden die Linien. Interessant ist auch, dass beim Zeichnen in der U-Bahn ganz viel Zufall mitspielt… wenn die Bahn zum Beispiel ruckartig stehen bleibt, dann spiegelt sich das auch in der Linie wieder.
Roshi: … und genau diese Thematik wollen wir jetzt gemeinsam in Mode übersetzen. Zum Beispiel setzen wir uns damit auseinander, wie man die Linien sinnvoll in der Kleidung integrieren kann.
Marina: Dabei wollen wir besonders mit Hintergründen und Vordergründen arbeiten, die Dreidimensionalität und die Tiefenebenen beachten und dabei die verschiedenen Schichten auch sichtbar machen…
Klingt ja sehr spannend. Ich freu mich schon auf euer Projekt!
Roshi, ich habe in verschiedenen Interviews gelesen, dass du überlegst, wieder aus Wien wegzugehen. Wie sieht der aktuelle Stand aus… bleibst du uns momentan noch erhalten?
Roshi: Ich glaub, ich muss aufhören das zu sagen (lacht). Immer wenn ich plane, wegzugehen ergibt sich was Neues hier. Ich arbeite gerade an einem Projekt für einen neuen Wettbewerb und bin jetzt bis Sommer sicher mal in Wien. Ich kann aber nie soweit vorausplanen. Wien ist schon irgendwie nett… ich habe hier auch meine ganzen Freunde und Gleichgesinnten und fühl mich schon da am wohlsten.
Marina: Ich finde auch. Irgendwie zieht es einen ja immer wieder zurück nach Wien.
Was macht österreichisches Modedesign für dich aus?
Roshi: Ich habe viele Freunde hier, die auch Modedesigner sind und wirklich großartig. Zum Beispiel Petar Petrov, Femme Maison, Astrid Deigner und Christina Steiner (Gon). Die machen echt schöne, total unterschiedliche Sachen und ich finde, da ist wirklich viel Potential da. Ich würde mir wünschen, dass man auch kollektiv probiert, es weiter auf eine internationale Ebene zu bringen. Ab und zu kommt es mir so vor, als würde gutes Modedesign in Wien etwas „versumpern” und das finde ich sehr schade.
Du hast ja auch mal überlegt, in ein großes internationales Modehaus zu wechseln…
Roshi: Ja auf jeden Fall, wenn sich irgendwas Tolles ergibt. Aber so lang kein interessantes Projekt in Aussicht ist, bleibe ich schon noch bei meinem eigenen Label.
Lukas Gansterer, der Fotograf des letztjährigen AFA Plakats, ist ja auch einer deiner guten Freunde und fotografiert viele deiner Kollektionen. Wie spielen seine Fotografie und deine Mode zusammen?
Roshi: Bei mir gehts immer eher ums Persönliche und wie ich mich mit den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, verstehe. Natürlich muss man die Arbeit des Gegenüber auch gut finden, aber die meisten Kollaborationen entstehen mit Leuten, zu denen ich einen guten Draht habe. Mit dem Lukas arbeite ich genau so gern, wie mit Irina (Gavrich), Stefan Ambruster, Christoph Pirnbacher… Die schätze ich alle sehr als Menschen und die haben auch wirklich einen guten Geschmack
Woher holst du dir deine Inspiration?
Roshi: Eh von meinen Freunden (lacht). Ich mache alle 6 Monate eine kleine Kollektion und die spiegelt meistens das wieder, was ich in den 6 Monaten erlebt, gesehen habe oder was mich gereizt hat, welche Stoffe ich gefunden habe… Das ist alles sehr zufällig bei mir. Ich glaube bei Mode nicht an ein tiefes Konzept. Bei mir passiert das alles eigentlich nach Gefühl und je nach dem, was ich gerade gut finde.
Marina: Oder anhand von dem, was gerade in der Umgebung passiert.
Roshi: Ja, jetzt weniger weltgeschichtlich, sondern in der unmittelbaren Umgebung. Ich rede so viel von Parties, aber zum Beispiel inspiriert mich oft auch, was ich beim Ausgehen erlebe, wenn ich meine Freunde treffe… es passiert sehr viel über Austausch mit Menschen.
- Roshi Porkar
- Roshi Porkar
- Roshi Porkar
Welche drei Essentials dürfen deiner Meinung nach in keiner Damengaderobe fehlen?
Roshi: Ein gut geschnittener, umhüllender Mantel. Ein super Partykleid. Und ganz wichtig sind schöne Schuhe.
Denkst du da eher an Sneakers oder High Heels?
Roshi: Nein High Heels, unbedingt (lacht)!
Roshi & Marina. Was nervt euch an Wien?
Marina: Was uns nervt ist die Gemütlichkeit. Alles passiert zu langsam teilweise.
Roshi: Ja, man muss sich immer selber motivieren. Was aber auch gut sein kann. Ich weiß nicht ob wir es aushalten würden, wenn wir ständig unter Konkurrenzkampf stehen würden.
Die Gemütlichkeit macht Wien aber auch aus finde ich. Es ist irgendwie die einzige „Großstadt“ in der sich die Leute für gewisse Dinge noch Zeit lassen…
Roshi: Ja stimmt. Die Gemütlichkeit nervt uns zwar, tut uns aber gleichzeitig auch gut.
Marina: Ja, man will zwar was machen, muss sich aber nicht immer gestresst fühlen.
Roshi: Das ist die Gefahr! Deswegen find ich es auch immer ganz gut, in einer Gruppe zu arbeiten. Wenn man da eine Idee hat, dann fühlt man sich auch verantwortlich für die anderen und weiß, es muss eine Deadline geben. Man will dann ja auch die Anderen begeistern, das ist eine positive Motivation finde ich.
Zum Abschluss habe ich noch 3 Entscheidungsfragen für euch:
Saint Tropez oder Venice Beach?
Roshi & Marina (gleichzeitig): Venice Beach (lachen)!
Das kam ja wie aus der Pistole geschossen (lacht). Grüner Veltliner oder Gin Tonic?
Roshi: Grüner Veltliner.
Marina: Beides (lacht).
Roshi: Haha ALLES.
Mick Jagger oder David Bowie?
Roshi: David Bowie.
Marina: Würd ich auch sagen.
Da muss ich euch leider widersprechen.
Roshi: Ich hab mirs auch kurz überlegt.
Habt ihr gewusst, dass die beiden eine Affäre hatten?
Roshi: Mit David Bowie hätte ich auch gerne eine Affäre gehabt (lacht). Ich find das cool, dass die damals so offen waren mit ihrer Sexualität. Die Rockstars von heute sind so grauslich männlich…
Vermutlich hätte ich mich noch ewig mit den zwei äußerst sympathischen Mädels unterhalten können… Wir lassen das Gespräch schließlich bei einer Flasche Weißwein, „Angie“ von den Rolling Stones im Hintergrund und einer angeregten Diskussion über Kreativität, berufliche Umwege und die Leidenschaft am künstlerischen Arbeiten, „gemütlich“ (wie es sich für Wiener gehört) ausklingen.