Vom Huckepack-Nehmen – studio VIE erzählt.

studio vie - photo credits: Katarina Šoškić

Vom Huckepack-Nehmen – studio VIE erzählt.

Das Ping Pong Spiel geht in die zweite Runde. Mit Christian und Anouk von studio VIE werfen wir einen Blick hinter die Kulissen.

Storytelling ist das neue It-Wort am Marketing/Social Media Marketing Himmel. Wie würde die Story der Take Festival Kampagnen-Sujets in Worte gefasst lauten? 

Christian: Generell war uns relativ schnell klar – wir wollen Spaß haben. Wichtig war uns, während des Fotoshootings etwas zu machen, was nicht knochentrocken oder bereits in der High Fashion-Welt verbraucht ist. Dass wir der Modewelt mit notwendiger Ironie begegnen, spürt man dann hoffentlich auch als Betrachter/in.

Anouk: Und das passt im Endeffekt auch zum Festival. Gerade in Anbetracht der Location, der Alten Post.

Christian: Das Hauptsujet, bei dem das Mädchen den Jungen Huckepack nimmt, lässt viele Interpretationsmöglichkeiten zu. Zum Beispiel den Namen des Festivals „Take” wortwörtlich genommen, oder – warum nimmt sie ihn und nicht er sie, wie man sich das vielleicht erwarten würde? Hier findet ein Rollentausch statt. Das Festival versucht, Sichtweisen aufzubrechen. Das skulpturale Element des Sujets soll zeigen, beim Take beschränkt man sich nicht auf Mode allein. Mode wird im Kunstkontext dargestellt und das versuchen wir fotografisch zu interpretieren.

Letztes Jahr war es der gelbe Fehdehandschuh – gibt es auch in diesem Jahr ein Symbol?

Anouk: Am Anfang war es noch Thema, den Handschuh in irgendeiner Art und Weise aufzugreifen. Während des Prozesses ist uns aber klar geworden, dass es zu überladen wird, wenn noch eine Ebene dazu kommt. Das Gelb der Take-Corporate Identity haben wir in der Typographie beibehalten. Es bleibt also trotzdem noch sehr präsent. Am Schluss wurde die Entscheidung getroffen, dass – wie so oft – weniger mehr ist.

Sie nimmt ihn, warum nimmt nicht er sie, wie man sich das erwarten würde?”

Es geht oft sehr verrückt zu in eurem Job – was muss konstant bleiben, damit alles andere funktionieren kann?

Christian: Gute Frage.

Anouk: Braucht es eine Konstante?
Wenn man es herunter bricht, dann sind es wir – Christian und ich im Austausch. Aber es ist auch wichtig, dass sich viele Dinge tatsächlich ändern, sei es PraktikantInnen, die nur kurz bleiben oder KundInnen, die ihre Ideen einbringen und dann über den Haufen werfen, um neue zu haben. All diese Inputs und Veränderungen sind Öl für das Getriebe, damit die Maschine am Leben bleibt und gut funktioniert.

Was kann sich Österreich in dieser Branche abschauen – im Vergleich zu anderen Ländern?

Christian: Wir wünschen uns oft mehr Offenheit und Bewusstsein für die Disziplin Grafikdesign.

Anouk: Mehr Wertschätzung für den Beruf an sich. In Österreich haben viele keine Ahnung von unserem Tun. Wertschätzung fehlt einerseits in finanzieller Hinsicht, aber andererseits auch im Wissen, wieviel unsichtbare Arbeit an Konzeption und Recherche in einem Projekt stecken, bevor ein Entwurf sichtbar wird. Würde hier mehr Bewusstsein herrschen, wäre wahrscheinlich der finanzielle Part auch ein anderer.

Christian: Die Grafikdesign-Landschaft ist draußen schöner. Das frustriert uns wirklich. Zum Beispiel in der Schweiz oder in Holland, wo ein ganz anderes Bewusstsein für Grafikdesign herrscht. Das ist natürlich auch geschichtlich bedingt. Die Schweiz und die Niederlande haben in diesem Bereich einfach eine viel stärkere Tradition. So behaupte ich, dass Industriedesign mit einer stärkeren Tradition – oder geschichtlichen Aufbereitung – in Österreich einen ganz anderen Stellenwert genießt, also mehr Offenheit erlangt, bedingt durch ihre geschichtlichen Referenzen. Stichwort: Biedermeier, oder HoffmannThonet, und Co. Auch was Förderungen betrifft – es gibt nichts oder sehr wenig für GrafikdesignerInnen in Österreich.

“Veränderungen sind Öl für das Getriebe, damit die Maschine am Leben bleibt und gut funktioniert.”

Wie entspannt ihr, wenn ihr nicht arbeitet?

Christian: Erst unlängst haben wir darüber gesprochen, wie schwer wir beide uns mit der Entspannung und dem nötigen Abstand zur Arbeit tun. Oft rattert es zuhause im Kopf weiter. Aber um jetzt für uns beide zu sprechen – was schon immer beim Abschalten hilft, sind Freund und Familie. Und der sonntägliche Spaziergang zum Blumenstand.

Anouk: Genau Familie, und – ich habe jetzt auch einen Garten. Ich habe bemerkt, dass aktive Tätigkeiten für mich entspannender sind als das Rasten auf dem Sofa, denn dort denke ich dann erst wieder an die laufenden Projekte. Aber wenn ich beim Einpflanzen von Tomatenstauden bin, was durchaus eine gewisse Konzentration erfordert, ist das ein guter Weg um abzuschalten und ein guter Kontrast zum Sitzen vor dem Computer.

Photo Credits: Katarina Šoškić

 

Corinna Stabrawa
corinna.stabrawa@hotmail.com

I am a fashion-lover and traveler at heart. Exploring the world, promoting emerging talent and showing you products that I use to beautify myself is what I enjoy sharing.