
14 Sep “Wichtig ist, dass einem die eigene Arbeit gefällt”
Der österreichische Designer Leopold Bossert arbeitet perfektionistisch und setzt mit seinen Kreationen auf die Qualität klassischer Herrenschneiderei. Für seine Arbeit gewann der Designer bei den diesjährigen Austrian Fashion Awards den “Modepreis der Stadt Wien”. Ein Gespräch über den Preis, seine Arbeit als Designer und ein bisschen Persönliches.
Du hast bei den diesjährigen Austrian Fashion Awards den “Modepreis der Stadt Wien” gewonnen. Welche Bedeutung hat der Preis für dich als Designer?
Für mich war die Vergabe des Modepreises der Stadt Wien ein sehr schönes Zeichen der Anerkennung. In Zukunft möchte ich deshalb auch eine eigene Maßanfertigung in Wien anbieten.
“Servus” bezeichnet dich als “Schneider mit etwas Besonderem”. Was genau ist so besonders an dir und deinen Kreationen?
Mit “Besonders” ist wahrscheinlich meine Liebe zur Maschinentechnik und Stoffentwicklung gemeint. Das Design ist für mich eher ein daraus resultierendes Nebenprodukt, meine Schneiderei ist stets sehr handwerklich und traditionell orientiert.
Ist Mode für dich Kunst?
Da stelle ich mir immer die Frage: Was genau ist Kunst? Ich mache meine Arbeit gerne, und versuche dieser auch einen Teil meiner Persönlichkeit einzuverleiben. Wichtig ist mir aber auch, dass die Kleidung wirklich getragen wird. Da gibt es in der Mode viele verschiedene Zugangspunkte.
Was ist dir beim Arbeiten als Designer wichtig?
Die Arbeit als Designer ist leider nur ein sehr kleiner Teil meiner Firma und Vollzeitbeschäftigung als Geschäftsführer. Wichtig ist mir aber definitiv ein schönes Arbeitsklima in meiner Produktion, da alles in Österreich und in meinem kleinen Studio produziert wird.
Was verbindest du mit dem Begriff “Avantgarde”? Immerhin wird deine Mode oft so bezeichnet.
Der Begriff hat für mich schon fast an Bedeutung verloren, wird er doch täglich in jedem Bereich der Mode verwendet. Ob Avantgarde oder nicht… wichtig ist nur, dass einem die eigene Arbeit gefällt.
Die Farben der Stoffe, die du verwendest, sind meist schwarz, grau, oder beige. Hat das einen bestimmten Grund?
Ich orientiere mich da sehr an klassischer und traditioneller Herrenschneiderei aus den vergangenen Jahrhunderten. Knallige Farben haben nie mein Interesse geweckt. Ist wohl alles eine persönliche Präferenz.
Wie hat es dir am Take-Festival gefallen?
Sehr gut! Generell wünsche ich mir mehr solche Gelegenheiten, um österreichische Künstler und Kreative zu fördern. Vor allem für Studenten!
Gibt es Designer, die dich inspirieren?
Seit meiner Ankunft in Wien teile ich mein Studio mit zwei gleichaltrigen Designern: Christoph Tsetinis (Mode) und Daniel Reist (Industriedesign). Dieser geistige und kreative Austausch ist sehr inspirierend und wichtig für mein Schaffen.
Wie würdest du die österreichische Modeszene beschreiben?
Eine wirklich große Modeszene gibt es ja nicht in Wien, deshalb fällt mir dazu auch nicht viel ein. Aber ich würde mir definitiv mehr Studienangebote in diese Richtung wünschen. Textildesign, Färberei, sogar eventuell etwas mit Nähmaschinentechnik? Nicht nur was in Richtung klassische “Mode” im allgemeinen Sinn.
Du hast keinen Online-Shop und auch in Wiener Boutiquen findet man deine Mode nicht. Wo gibt es “LEOPOLD BOSSERT” zu kaufen?
Die kommende SS2017 Kollektion ist überwiegend außerhalb Europas erhältlich. Vorwiegend in Japan, China, Singapur, Kuwait, Dubai, USA, Großbritannien und Italien.
Was trägst du selbst am liebsten?
Meine eigene Kleidung ist mir meist etwas zu teuer für die regulären Arbeitstage. Die Produktionskosten sind gerade bei meinen Stoffen sehr hoch. Außerdem gibt es keinen Tag, an dem ich nicht mit Loch im T-Shirt oder Farb- und Kleberflecken aus dem Atelier komme. Deshalb trage ich meist alte, zurückgeschickte Ware, die mir so halbwegs passt.
Wo trifft man dich nach Feierabend?
Seit Firmengründung leider nur im Atelier. Aber das ist ein großer Plan für die Zukunft – Feierabend zu machen.