
08 Mar WIE PING PONG – ein Interview mit Anouk und Christian von studio VIE
studio VIE wurde 2013 von Eva Oberdorfer, Anouk Rehorek und Christian Schlager gegründet. Als studio VIE haben sie Logo und CI für das Take-Festival for Independent Fashion entwickelt. Ein Gespräch mit Anouk und Christian.
Wie lange ist es jetzt schon her, dass ihr studio VIE gegründet habt?
Christian: Vor ziemlich genau drei Jahren haben wir den Mietvertrag für unsere Büroräumlichkeiten im 8. Bezirk unterschrieben.
Anouk: Wir haben aber schon davor gemeinsam Projekte als „studio VIE“ abgewickelt.
Was hat euch zusammengeführt?
Anouk: Christian und ich haben uns als Kollegen bei moodley kennengelernt. Wir haben schon damals sehr gut zusammen gearbeitet und wussten: Wenn wir einmal „groß“ sind, wollen wir gemeinsam unser eigenes Büro gründen. Christian hat schon während seines Studiums zusammen mit Eva Projekte realisiert und so war uns schnell klar, dass wir studio VIE zu dritt führen wollen.
Ihr habt das Logo und die Corporate Identity für das Take Festival entwickelt. Seid ihr auf die Modebranche spezialisiert?
Christian: Wir fühlen uns zwar sehr wohl im Mode- und Kulturbereich, aber darin bewegen wir uns nicht ausschließlich. Wir gestalten und entwickeln auch Marken aus anderen Branchen.
Anouk: Was unsere Kunden gemeinsam haben, sind eine sehr hohe Affinität zu Design und ihre Offenheit für Neues. Sie wollen neue Wege gehen und bringen den Mut dafür auf.
“Wenn wir einmal „groß“ sind, wollen wir gemeinsam unser eigenes Büro gründen.”
Seid ihr selbst modeaffin?
Christian: Würde ich behaupten.
Anouk: Wenn man im Kulturbereich besser bezahlt werden würde, könnten wir uns auch mehr davon leisten. Lacht
Habt ihr einen österreichischen Lieblingsdesigner?
Christian: Ich finde es schade, dass Femme Maison keine Männermode macht. Sie zählen für mich zur Spitze in Österreich.
Ich bewundere aber auch die Arbeit von Roshi Porkar. Auch DMMJK finde ich spannend. An der Uni waren wir zufällig im selben Abschlussjahrgang… In dem Zusammenhang würde ich dann noch die Arbeit von Anna-Sophie Berger erwähnen. Auch sie schloss damals ihr Modestudium ab – wenngleich sie jetzt primär in der Kunst verankert ist.
Lasst uns doch mal über das TAKE-Logo sprechen. Was hat es mit dem gelben Gummihandschuh auf sich?
Christian: Lacht Er war nicht als Gummihandschuh gedacht.
Sorry … Sieht aber ein bisschen so aus.
Christian: Als wir begonnen haben, haben wir von Camille und Marlene eine Art „Manifest“ bekommen. Darin stand klar und deutlich, was sie mit dem Take-Festival vorhaben. Es war ziemlich radikal und sehr progressiv, vor allem auch ihre Ansicht, wie man an ein Publikum herantreten sollte. Die Menschen sollen gefordert werden und neue Zugänge zur Mode erfahren. Da sind wir auf den Fehdehandschuh gekommen. Er wird hingeworfen und gleichzeitig auch aufgenommen. Das Publikum wird also heraus- und aufgefordert seinen Blickwinkel auf Mode zu schärfen und neue Zugänge kennenzulernen, im selben Moment nehmen die Veranstalterinnen die Herausforderung an, eine Plattform dafür zu schaffen. Somit gehen auch der Name „Take“ und der Handschuh – der förmlich zur Hand wird – eine gute Symbiose ein. Schlussendlich wird er zu einem Visual, das durch seine Farbe auffällt, markant ist und vielleicht auch aneckt. Ehrlich gesagt gefällt mir aber auch die Assoziation zum Gummihandschuh.
Anouk: Der Handschuh ist das Key-Symbol, das aber jährlich wechseln wird. Ein sehr offenes Element also.
Ihr habt die Sujets mit der Fotografin Katarina Šoškić umgesetzt. Sie hat einen sehr einprägsamen Stil.
Christian: Ja, das hat sie. Ich bin Fan ihrer Arbeit. Sie ist – wenn sie kommerziell arbeitet – in der Mode- und Porträtfotografie verankert, behält dabei aber ihren künstlerischen, intelligenten und sensiblen Zugang. Als Fotografin für das Take Festival fand ich sie perfekt, da auch das Take Festival Mode und Kunst verbinden will. Bei den Fotos wollten wir den Fokus auf Formen und Texturen legen, um so eine spannende Bildwelt zu generieren, die kein bestimmtes Label explizit hervorhebt.
Warum steht das TAKE Logo auf dem Kopf?
Christian: Das geht auch auf das Konzept zurück, in dem steht, dass das Festival verschiedene Blickwinkel und Sichtweisen aufzeigen will. Typografisch also eine ziemlich direkte Übersetzung: Schriftzüge aber auch andere Gestaltungselemente werden auf den Kopf gestellt. Dieser Umgang zieht sich durch die gesamte CI.
“Der Fehdehandschuh wird dem Publikum hingeworfen.”
Wie ist generell euer Zugang, wenn ihr ein Logo bzw. CI gestaltet?
Christian: Ich denke, was unsere Arbeit auszeichnet ist, dass sie sehr inhaltlich ist. Nicht verkopft, aber inhaltlich. Wir gehen auf unsere Kunden ein, um sie zu spüren. Was sind sie für Persönlichkeiten? Wohin gehen sie? Was wollen sie? Um dann Identitäten zu schaffen, die nicht austauschbar oder beliebig sind. Es ist ein gemeinsames Erarbeiten mit dem Kunden. Wie Ping Pong. Wir arbeiten also mit unseren Kunden, nicht für unsere Kunden.
Anouk: Dieser Austausch mit dem Kunden ist extrem wichtig. Wir wollen ihm ja nichts „aufsetzen“, das er nicht ist.
Seht ihr euch selbst als Künstler oder Handwerker?
Anouk: Das ist manchmal eine Gratwanderung bei Grafik Designern. Im Gegensatz zur Kunst stehen hinter fast allen Projekten ein Auftrag und ein Auftraggeber. Die Umsetzung kann aber natürlich auch sehr künstlerische Aspekte beinhalten. Grundsätzlich gibt es aber einen Auftrag zu unseren Projekten, das ist in der Mode z.B. anders.
Christian: Ich würde es mir nie anmaßen, mich als Künstler zu bezeichnen. Kunst ist für mich eine andere Disziplin. Dass sich diese aber überschneiden können, ist naturgemäß.
Zum Abschluss: What do you always Take?
Christian: Einen doppelten Espresso mit Zucker.
Anouk: Ohne Zucker. Und schwarz.
Und Eva?
Christian: Eva nimmt ihn ziemlich amerikanisch.
Photo by Katarina Šoškić, Art Direction by studio VIE